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Unter dieser Rubrik möchte ich künftig Produkte vorstellen, die sich durch besondere Nachhaltigkeit auszeichnen.

Ressourcen schonen, die Natur entlasten, Chancengleichheit fördern, das alles kann die Menstruationstasse Ruby Cup

Ihr wollt endlich ernst machen mit dem nachhaltigen Lebensstiel? Kein Plastik mehr, keine Naturzerstörung? Dann gibt es hier neue Produkte, welche Ihr auf Eure Liste setzen könnt.

Tropical Freaks

Die Kaffee-TrinkerInnen entscheiden darüber, ob die 100.000 km² Kaffee-Anbaufläche ein naturnaher Lebensraum für Kolibris und viele andere Tiere ist -- oder Monokultur, die ohne Rücksicht auf die Umwelt billigen Kaffee produziert.

Kanwan

Auch in Bolivien brennt der Wald

Text: Gudrun Kaspareit

Foto: Wikipedia

01.11.2019

Evo Morales
Von Roberto Stuckert Filho/PR - https://www.flickr.com/photos/dilma-rousseff/6539408977/, CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=36120662

In diesem Jahr haben überall auf der Welt schlimme Brände gewütet, (aktuell ja immer noch in Los Angeles, USA.)  In diesem Jahr lag unser Fokus hauptsächlich auf Brasiliens Amazonaswald und dem verhassten Bolsonaro.  Aber auch in Peru, Paraguay  und Bolivien brannte der Wald. Am Schlimmsten war es in  Bolivien. Dort ist noch mehr Wald vernichtet worden als in Brasilien.

Bolivien hat am 9. Juli ein Dekret in Kraft gesetzt, das die massenhafte Brandrodungen im Urwald nicht bloß erlaubt, sondern systematisch fördert. Boliviens Präsident Evo Morales hat auf einer Pressekonferenz die Brandoffensive in geradezu heroischer Geste angekündigt und sich von den Bauern bejubeln lassen. Schließlich möchte er wiedergewählt werden.

So weit wie Bolsonaro rechts ist, ist Morales links und beide postulieren, den Wald für die Wirtschaft und den Wohlstand der Bürger ausbeuten zu wollen. Brachliegendes Kapital ist ihnen suspekt.

Was mich dabei besonders schmerzt, ist die Tatsache, dass Morales ein Indigener ist. Für mich waren bisher Indigene gleichzusetzen mit  den Hütern von  „Mutter Erde“. Scheinbar war das sehr naiv von mir. 

 

Evo Morales gewann mit 54 Prozent der Stimmen die vorgezogenen Präsidentschaftswahlen am 18. Dezember 2005. Er wurde damit als erster Indígena Staatsoberhaupt von Bolivien und errang den deutlichsten Wahlsieg seit Ende der letzten Militärregierung 1982. Bei der Präsidentenwahl vom Dezember 2009 übertraf er mit einer Zustimmung von 64 Prozent der Bürger das Ergebnis von 2005. 2014 wurde Morales abermals mit großer Mehrheit von 61 Prozent wiedergewählt.

Zweifellos weiß er die Indigenen, die Armen und die Landbevölkerung hinter sich.  Er hat sie an den Gewinnen des  Öl und Gasreichtums teilhaben lassen.  Er hat sie ermuntert  sich durch Brandrodung neue Gebiete für die Viehzucht zu erschließen.  Morales gilt als kapitalismuskritisch und bezeichnete den Neoliberalismus als eine Erfindung von IWF und Weltbank, die dem einfachen Volk nur das nackte Überleben sichere. Im Jahr 2014 forderte Morales den IWF auf, an Bolivien und andere Staaten Entschädigungszahlungen zu leisten. Unter Morales erfolgten weitreichende Verstaatlichungen in der bolivianischen Industrie. In deren Folge wuchs die bolivianische Wirtschaft, die Staatseinnahmen stiegen, die Staatsschulden sanken, und der Internationale Währungsfonds attestierte Morales eine „angemessene Wirtschaftspolitik“. Die Erträge aus den verstaatlichten Betrieben fließen zu einem guten Teil in Bildung, Gesundheit, Infrastruktur und Sportanlagen sowie Sozialprogramme.  Beim Thema Klimawandel sieht er die Industriestaaten – auch finanziell – in der Pflicht. (Leider ist er nun selber zu einem Klimaproblem geworden, durch das Abbrennen des Amazonas)

Eine mächtige Feuerwalze fräst sich durch Ostbolivien. Die Menschen dort sind entsetzt. Doch Warnungen und Kritik werden unterdrückt. Es zeigt sich allmählich, Macht korrumpiert  auch einen Evo Morales. Selbst die katholische Kirche hat zu Gebeten aufgerufen, gegen das Feuer und für dessen Opfer.  Vor allem leiden die Indigenen und die einzigartige Biodiversität. Sogar der Vatikan veröffentlichte den dramatischen Appell aus Bolivien und benennt das Dekret 3973 konkret als Auslöser der Katastrophe.  Morales opfert den Wald für seine geplante Wiederwahl.

Ist der Wald verloren? Pflanzen und Tiere verbrennen, ursprüngliche Arten gehen verloren. Die Luft ist rauchgeschwängert und erschwert das Atmen.  Viele Indigene Dörfer leben von dem was sie im Wald finden oder jagen, ihre Lebensgrundlage ist zerstört.  Wegen der Trockenheit wird das Trinkwasser knapp, darunter leiden Mensch und Vieh.  

Inzwischen wurde am 20. Oktober 2019 gewählt und Morales hat knapp gewonnen. Seine Gegner wollen das allerdings nicht glauben. Sie nennen ihn Diktator und sprechen von Wahlbetrug.  Auf den Straßen toben Demonstrationen und Gegendemonstrationen  zum Teil gewalttätig.  U.a. kam es zu heftigen Ausschreitungen.  Morales wird vorgeworfen, die Stimmauszählung manipuliert zu haben , um eine Stichwahl zu verhindern.  Er hängt an der Macht und opfert diesem Machterhalt  seine Integrität. Er geht offenbar den Weg, den schon so viele machtbesessene Staatenlenker vor ihm gegangen sind und dieser Weg führt abwärts.

Kommentare: 1
  • #1

    Eva Schmelzer (Donnerstag, 21 November 2019 16:29)

    Ja, es ist mehr als ernüchternd, was in Bolivien vor sich geht. Um diesem alles vernichtenden Chaos ein Ende zu bereiten, setzte ich (wie so oft) auf die Jugend. Die Hälfte der bolivianischen Bevölkerung ist unter 25 Jahre alt. Zukunftschancen, Umweltschutz und Geschlechterverhältnisse spielen für einen Teil dieser Jugendlichen eine wichtige Rolle. Und auch Frauen könnten die weitere Entwicklung Boliviens maßgeblich prägen. Der Anteil von Frauen im bolivianischen Parlament ist hoch, die Kandidaten der MAS für Präsidentschaft und Vizepräsidentschaft waren allerdings wieder zwei Männer und unter den neun Präsidentschaftskandidaten war nur eine Frau. Gleichzeitig sind die hohe Zahl von Morden an Frauen, die alltägliche Gewalt gegen Frauen und die Ungleichbehandlung in der patriarchalischen Gesellschaft Themen, die immer stärker diskutiert werden, ebenso die Umweltproblematik. Der zukünftige Präsident muss sich nicht nur auf ein gespaltenes Land, sondern von 2020 an auch auf einen Wirtschaftsabschwung einstellen, da sich die regionalen Rahmenbedingungen mit der wirtschaftlichen Situation in den Nachbarländern und den weltweiten Rohstoffpreisen deutlich verschlechtert haben. Gerade das Verhältnis zu Argentinien, wo am 27. Oktober 2019 gewählt wird, und das zum Brasilien Bolsonaros sind unklar.