Folge mir auf Facebook

Folge mir auf Twitter

Unter dieser Rubrik möchte ich künftig Produkte vorstellen, die sich durch besondere Nachhaltigkeit auszeichnen.

Ressourcen schonen, die Natur entlasten, Chancengleichheit fördern, das alles kann die Menstruationstasse Ruby Cup

Ihr wollt endlich ernst machen mit dem nachhaltigen Lebensstiel? Kein Plastik mehr, keine Naturzerstörung? Dann gibt es hier neue Produkte, welche Ihr auf Eure Liste setzen könnt.

Tropical Freaks

Die Kaffee-TrinkerInnen entscheiden darüber, ob die 100.000 km² Kaffee-Anbaufläche ein naturnaher Lebensraum für Kolibris und viele andere Tiere ist -- oder Monokultur, die ohne Rücksicht auf die Umwelt billigen Kaffee produziert.

Kanwan

Die Artenschutzkonferenz

TExt und Foto: Torsten Jäger

15.10. 2016

Eidechse
(c) Torsten Jäger Eidechse

 

Schade, dass die Feldlerche kein Nas-Horn hat…

Ja, das ist wirklich dumm gelaufen für die Feldlerche. Hätte sie ein Horn auf der Nase, man hätte sich zumindest Gedanken um sie gemacht.

Gleiches gilt für die Eidechse. Hätte sie einen Stoßzahn aus Elfenbein, wäre sie direkt in den Schlagzeilen. Stattdessen belächelt man sie nur:

Letztens hörte ich einen dieser Berichte im Radio, die von Dekadenz und Hochmut nur so strotzten – gepaart mit spitzfindigen Bemerkungen. Da sprach man über einen geplanten Gewerbepark in Baden-Württemberg, der nun endlich gebaut werden könnte. – Nachdem man einige seltene Eidechsen umgesiedelt hätte, die sich (dreist wie sie sind) einfach mal (vielleicht schon vor Jahrhunderten) ihren Lebensraum auf dieser Fläche erschlossen hatten. Diese Eidechsen würden nun „umgesiedelt“ und man hätte für sie extra ein „eigenes Biotop“ geschaffen – an der Böschung neben einer Fahrbahn. Hierzu hätte man Steine aufgehäuft, Sträucher und Hecken gerodet, einen Zaun hin zur Straße gebaut…

Und das alles wegen der Eidechsen!

Oder war es vielleicht nicht doch wegen des Gewerbeparks, der das alles ja erst nötig machte…?!

Ironisch wies man am Ende des Berichts noch darauf hin, dass jeder Eidechse 80 Quadratmeter Fläche zugestanden würde, damit sie sich auch wohlfühle…

Man hat also eine wild lebende Population Eidechsen einfach mal kurzerhand in eine „Freilandhaltung“ umgewandelt, weil man das Land rundherum nutzen möchte. Praktisch eine kleine grüne Insel inmitten von Beton und Straßenverkehr.

Momentan berät man in Johannisburg auf der „Artenschutzkonferenz Cites“ über den Schutz der vielen Arten. Und hier diskutiert man u.a. darüber, ob man zum Schutz von Nashörnern und Elefanten nicht doch eine gewisse Menge zum Abschuss freigeben und konfisziertes Elfenbein verkaufen solle, um die erwirtschafteten Gelder dafür zu nutzen, die Nashörner und Elefanten vorm Abschuss zu schützen…

Wie bitte? – Ja, der Plan klingt sehr verwegen. Die Tiere zum Abschuss freigeben, um die Tiere zu schützen. Dieser Plan wird den Elfenbeinhandel mit der Sprunghaftigkeit und Leichtigkeit einer Gazelle zum Erliegen bringen. – Oder wie heißt dieses graue Tier mit dem Rüssel nochmal…?

Eine weitere Idee lässt einen nur noch mit den Ohren schlackern: Wir sägen den betäubten Nashörnern und Elefanten einfach die Hörner und Zähne ab, damit sie nicht mehr attraktiv sind für Wilderer und Trophäenjäger. – Aber auch ein gutes Stück wehrloser ohne ihre natürlichen Waffen… Und was mit den entfernten Hörnern und Zähnen geschieht, wer sich auf diesem Wege letztlich am Nashorn eine goldene Nase verdient, ist die nächste Frage.

Am besten wäre natürlich, Armee und Sicherheitskräfte mit einem robusten Mandat auszustatten, eine Schutztruppe aufzubauen, den Wilderer festzusetzen und notfalls selbst zu „erlegen“, ehe er seine kriminellen Machenschaften fortsetzt.

Doch irgendwie lässt sich das nicht umsetzen, irgendwie läuft es praktisch wie „geschmiert“. Und damit weiterhin Blut fließen kann, fließt eben auch Geld in alle mögliche Richtungen. Außer in Richtung der eigenen Bevölkerung, die oftmals bitterarm ist.

Überhaupt ist es einfacher, einen Elefanten aus der Ferne zu betäuben und ihm die Stoßzähne abzusägen, als einen Wilderer vom Wildern abzuhalten.

 

Doch Moment! Ehe wir vor anderer Haustür kehren, kommen wir doch besser nochmal zurück vor unsere. Zur Feldlerche, die immer weniger Feld vorfindet – ähnlich dem Feldhamster. Zur Mopsfledermaus, die immer seltener wird – ebenso wie viele Eulenarten, aber auch Insekten, Amphibien und bestimmte Nagetiere.

Zurück also zu denen, die wir umsiedeln, weil sie sich erdreisten, den Plänen der Krone der Schöpfung im Wege zu stehen. Und über deren Umsiedlungskosten und Verzögerungen sich viele auch noch aufregen. Am liebsten sähen sie sie wohl einfach nur erschlagen – diese Feldhamster, Eidechsen und Mopsfledermäuse. Hauptsache, der Mittelpunkt des Lebens, der Gesellschaft - ja der gesamten Existenz – wird nicht geschmälert:

Der Gewinn in Euro und Cent.

Welchen profanen Wert haben da schon Feldlerchen und Eidechsen – gänzlich ohne Nashorn und Elfenbein? Welchen Wert hat die Mopsfledermaus, die Wildbiene, die Eule oder der Gartenschläfer? Kurz: Welchen Wert hat die Natur?

Saubere Luft zum Atmen mit der richtigen Mischung Sauerstoff und Kohlendioxid; durch Insekten bestäubte Blüten von Nutz- und Wildpflanzen; Vögel und Fledermäuse, die Schädlinge wie Raupen, Blattläuse und Stechmücken vertilgen; Eidechsen, die Schnecken und anderen Schädlingen den Garaus machen; Eulen, die Mäuseplagen verhindern,…

Wer glaubt denn schon noch an solche Werte, wer orientiert sich an ihnen?

Wir glauben vielmehr an ein Stück Papier, auf dem eine Zahl aufgedruckt ist, und eine Währung. Oder an den Wert von Zahlen auf einem Bildschirm, den uns unser Onlinekonto vorgaukelt.

Diese Zahlen und Papiere sind für die heutige Gesellschaft das Nonplusultra. Wen interessiert es da schon noch, ob es Bienen zur Bestäubung von Obst und Gemüse gibt. Wir holen unsere Lebensmittel eh aus dem Supermarktregal… Und wenn die Luft draußen etwas schlechter und heißer wird, schalten wir eben die Klimaanlage an… Alles easy.

 

Somit hat die Feldlerche schlicht Pech gehabt. Hätte sie anstatt des Schnabels besser mal ein Nas-Horn entwickelt. Gleiches gilt für die Eidechse mit dem Elfenbein. So hätte man zumindest über diese beiden bedrohten einheimischen Arten eins, zwei mehr Worte verloren. Und das nicht nur im Zusammenhang mit der Artenschutzkonferenz in Johannisburg!

 

Kommentare: 2
  • #2

    Erika (Freitag, 04 November 2016 10:00)

    Wir wissen, wie erfolgreich Satiriker in Literatur waren. Hier gelang Torsten Jaeger eine satirisch humorvolle,vollendet geniale Anklage aus einem Guss.

  • #1

    Eva Schmelzer (Donnerstag, 03 November 2016 12:07)

    Ich habe noch keinen brillanteren, alles umfassenden Artikel zu diesem ernsten Thema gelesen als diesen! Gerade der Sarkasmus hebt die Tragik deutlicher hervor als jede noch so niederschmetternde Statistik. Bravo, Torsten Jäger! Und das Eidechsen-Foto ist zauberhaft.