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Kanwan

Das Insektensterben und die Folgen

Text: Gudrun Kaspareit

Fotos: Olivier Fiechter, Corinna Zocher, Sandra Stegemann, Gudrun Kaspareit

28.08.2021

Igel
(c) Corinna Zocher

Die Kerbe zwischen Kopf und Rumpf nennt man Hungerknick. Ein Igel der so aussieht, verhungert. Gesunde Igel sehen kugelrund aus.

Seit vielen Jahren geht die Insektenpopulation zurück und das mit Folgen. Bei den Vögeln ist es deutlich, wenn wir sie nicht ganzjährig füttern würden, sähe es düster aus. Es fehlt an Insekten und es fehlt an Nistmöglichkeiten. Selbst der Allerweltsspatz ist inzwischen bedroht.

 

Aber auch viele andere Tierbestände gehen dramatisch zurück wegen dem Insektenschwund.

Der Igel ist ein Tier, welches bald von dieser Erde verschwinden könnte. In einigen Bundesländern steht er auf der roten Liste.

Im reichen, schönen Deutschland verhungern die Igel. Hauptsache der Garten ist ordentlich und sauber. Kein Platz mehr für Käfer und Krabbelzeug, die des Igels Nahrung sind. Gifte, Rasenmäher und Laubbläser sind dafür verantwortlich und natürlich die veränderten klimatischen Bedingungen.

Menschen, die sich im Igelschutz engagieren, sind verzweifelt. Noch nie, sagen sie, haben sie so viele Igel verhungern gesehen. Die Igel behelfen sich mit Schnecken und Regenwürmern, doch davon bekommen sie Darmparasiten und Lungenwürmer. Mitten im August sollte genug Nahrung zur Verfügung stehen, dennoch werden viele Igelkinder ihren ersten Sommer nicht überleben. Die, die nicht verhungern, werden von Mährobotern skalpiert. Viele Igelschützer/pfleger sagen, sie könnten es nicht mehr ertragen, dass all ihre Mühe so oft umsonst ist.

 

„ Gleich mehrere Auffangstationen berichten, dass sie noch nie so viele kranke Igel hatten. Ausgemergelt, voller Parasiten und offenen Wunden. Sklette mit Haut und Stacheln.“

 

Genau wie die Vögel, sollten Igel gefüttert werden. Sie brauchen dringend unsere Unterstützung. Igel sind reine Insektenfresser, deshalb taugt gekauftes Igelfutter nicht, da es mit Rosinen und Haferflocken versetzt ist. Aber hochwertiges Katzenfutter nehmen Igel gerne an.

Ein anderer Insektenfresser kämpft ebenfalls um sein Überleben. Die Fledermaus. Die Bestände der heimischen Fledermausarten gehen seit Jahren beständig zurück. Vormals war der Mangel an Quartieren die Ursachen, aber auch hier schlägt mittlerweile der Insektenschwund erbarmungslos zu. Ein Freund, der seit 50 Jahren verletzte oder verwaiste Fledermäuse betreut und päppelt, sagt, er habe noch nie soviele Pfleglinge in seiner Station gehabt, wie in diesem Jahr. Und leider seien auch noch nie so viele Todesopfer zu beklagen gewesen. Bei den Langohren seien es 70% - 80%. Bei den kleinen Fledermäusen kann man es nicht so genau sagen, da man sie nicht alle findet. Sie verkriechen sich in Ritzen und Mauerspalten und sterben dort ungesehen. Nichts wird sie retten, wenn wir das Insektensterben nicht aufhalten.

Fledermaus: Langohr
(c) Olivier Fiechter Langohr
Bartfledermaus
(c) Olivier Fiechter kleine Bartfledermaus

Eine andere Tierart verschwindet ebenfalls, still und ungesehen, die Kröten. Alle Amphibien stehen unter Schutz. Die Erdkröte jedoch galt bisher in ihrem Bestand nicht als gefährdet, da sie recht anspruchslos ist. Leichte Schwankungen sind normal. Aber jetzt kann man die Entwicklung als besorgniserregend bezeichnen. Wie der fleißige Leser vielleicht weiß, bin ich im Amphibienschutz tätig. Schon die voran gegangenen trockenen Jahre haben den Kröten stark zugesetzt, doch auch im vergangenen Jahr, mit mehr Niederschlägen, wurde der Rückgang nicht aufgehalten. Allein in meinem Betreuungsgebiet sind die Bestände binnen weniger Jahre von 4000 auf 1200 zusammengeschrumpft. Leider ist dies ein allgemeiner Trend . In Bayern, in Straubing sei der Bestand um 80% eingebrochen, von 5000 Tieren auf 750.

Gründe dafür sind die intensive Landwirtschaft, die Zerschneidung und Bebauung der Landschaft und das Insektensterben, da es dadurch weniger Nahrung für Kröten, Frösche und Molche gebe. Hinzu kämen Klimawandel und zunehmende Trockenheit im Frühjahr. Diese führe dazu, dass Laichgewässer austrocknen.

In Hamburg werden jedes Jahr von Ehrenamtlern 14 Amphibienschutzzäune aufgestellt und ca. 10000 Kröten, Frösche und Molche eingesammelt. In diesem Jahr waren es 1700 Tiere weniger. Besonders der Krötenbestand hat dramatisch abgenommen. Ursache dafür sind Nitratbelastung, Pestizideinsatz, Überbauung, klimatische Veränderungen und der Insektenmangel. Auch Amphibien ernähren sich von Insekten.

Alle Insektenfresser haben es aktuell sehr schwer. Ihnen bricht die Nahrungsgrundlage weg und das ist unsere Schuld. So viele Arten sterben aus, wegen unserer Gier. Was werden wir unseren Kindern sagen? Werden sie Frösche, Kröten, Molche, Fledermäuse und Igel noch kennenlernen? Schmetterlinge und Bienen?

Erdkrötenpärchen
(c) Gudrun Kaspareit Erdkrötenpärchen
Kommentare: 1
  • #1

    Eva Schmelzer (Mittwoch, 15 September 2021 14:38)

    Ich werde langsam wütend, weil ich nicht fassen kann, was ich sehe, wenn ich mir die Gärten der Menschen anschaue. Es dürfte sich doch nun wirklich langsam herumgesprochen habe, dass hier dringend ein Umdenken nötig ist. Auch das Anpflanzen von ursprünglich heimischen Pflanzen und Blumen spielt eine große Rolle. Der Vorwurf geht aber auch an die meisten städtischen Gartenbauämter der Städte, die – bis auf ganz wenige Ausnahmen – offensichtlich noch nicht begriffen haben, dass ihre Parks und Grünanlagen nicht nur der Erholung der Menschen, sondern ebenso dem Überleben der Insekten und anderer Tiere dienen sollten. Und was die Landschaftszersiedelung und intensive Landwirtschaft betrifft, ist die Politik gefragt, ganz kurzfristig nicht nur profitorientiert und für die Bequemlichkeit der Bevölkerung zu entscheiden, sondern langfristig zu denken und nicht nur in Wahlperioden.