Vogelfang
Text: Gudrun Kaspareit
23.12- 2014
Illegaler Vogelfang ist in Ländern rund ums Mittelmeer immer noch ein traditioneller Volkssport.
Zugvögel werden an ihren Ruheplätzen mit Netzen gefangen oder Mittels Leimruten und Lockvögeln oder einfach abgeschossen. Auch geschützte Arten und Greifvögel. Es kann doch nicht sein, dass Vogelschützer hier alles versuchen, um die Bestände stabil zu halten und dann, auf ihrem Flug in den Süden werden die Vögel getötet. Obwohl die Vogeljagd offiziell verboten ist, findet sie in aller Offenheit statt und die Ordnungshüter machen alle Augen zu, während Vogelschützer Angst um ihr Leben haben müssen.
Aber man lässt sich seine Traditionen nicht vermiesen. Die einen schlachten Wale aus Tradition, die anderen beharren auf ihrem Stierkampf und die Dritten schießen eben Vögel, obwohl sie ernährungsphysiologisch keinerlei Bedeutung mehr haben.
Dankenswerterweise gibt es eine Organisation, die sich für den Schutz der Vögel einsetzt. Das Komitee gegen Vogelmord. Sie veranstalten jedes Jahr zur Jagdsaison Vogelschutzcamps in den betroffenen Gebieten: Frankreich, Italien, Malta und Zypern. Hier sammeln Freiwillige Vogelfallen ein und zeigen Wilderer bei der Polizei an. Ihrer unermüdlicher Arbeit ist es zu verdanken, das in Italien jetzt endgültig der Vogelfang verboten ist und auch die letzten Fanganlagen geschlossen werden.
Vogelfang in Europa und Nord-Afrika
In Österreich findet im Salzkammergut traditionell immer noch Vogelfang statt.
In Italien und Sizilien ist durch das Einwirken von Natur und Vogelschützern die Jagd von Vögeln inzwischen endlich verboten worden. Dort wurden u.a. auch Greifvögel gefangen, vor allem der Wespenbussard.
Die Inseln von Malta sind bedeutende Rastplätze für Zugvögel. Dort ist die Jagd auf Vögel außerhalb geschlossener Ortschaften fast überall erlaubt. Obwohl der Europäische Gerichtshof die Jagd auf gefährdete Vögel verurteilt hat ( Kampfläufer, Bekassine, Zwergschnepfe, Wachtel) hat die maltesische Regierung den Abschuss freigegeben.
Ein gesellschaftliches Problem ist die Jagd auf Vögel in Zypern und Nordzypern. Ca. 30000 Vogeljäger stellen vor allem Singvögeln nach. Es werden sogar extra kleine Habitat-Wäldchen angelegt, um die Vögel anzulocken.
Auch in Ägypten ist die Vogeljagd zum größten Teil illegal, doch kaum jemand hält sich an die Gesetzte. Die aufgestellten Netze haben zusammen genommen eine Länge von fast 700 km. Und die Zahl der gefangenen Vögel dürfte im zweistelligen Millionenbereich liegen. Zu den am häufigsten gefangenen Vögel gehört der Neuntöter. Aber auch Singvögel, Störche, Schwarzstörche und Pirole gehören zur Beute.
Malta: Illegaler Goldregenpfeifer-Fang
Komitee veröffentlicht neues Video (10.12.2014)
Mitarbeiter des Komitees haben aufgedeckt, dass auf Malta nachts in großem Stil durchziehende Goldregenpfeifer, Kiebitze und andere Limikolen gefangen werden. Im Gegensatz zum Fang am Tag, der von der maltesischen Regierung trotz internationaler Proteste genehmigt wurde, ist der nächtliche Einsatz der Klappnetze allerdings verboten. Angesichts der umfangreichen Verstöße hat das Komitee die Regierung in Valletta aufgefordert, die Fangsaison sofort zu beenden
Hier bitte weiter lesen
Riesen-Erfolg: Italien verbietet den Vogelfang
Die letzten 92 Fanganlagen müssen geschlossen werden (02.12.2014)
Die italienische Regierung hat am 02.12.2014 den Vogelfang endgültig verboten. Die letzten Großfanganlagen, die in Norditalien noch in Betrieb waren, müssen umgehend den Betrieb einstellen. Hintergrund ist ein seit Jahren bei der Europäischen Union anhängiges Verfahren wegen Verstoßes gegen die EU-Vogelschutzrichtlinie, das von den italienischen Naturschutzverbänden LIPU und LAC und dem Komitee gegen den Vogelmord initiiert wurde. Seit seiner Gründung im Jahr 1975 war die Arbeit gegen die Roccoli eine der zentralen Kampagnen des Komitees - mit Klagen vor den Verwaltungsgerichten, EU-Umweltbeschwerden, Protestkampagnen und Lobbyarbeit haben wir Stück für Stück den Vogelfang zurückgedrängt. Von den früher über 2.000 Anlagen waren im Herbst 2014 noch 92 übrig.
Hier bitte weiter lesen:
Malta: Größte Vogelfalle Europas
Komitee dokumentiert Massenfang von Singvögeln (19.11.2014)
Vogelfänger haben große Teile der maltesischen Küste mit Tausenden Fangnetzen in eine riesige Fanganlage für Singvögel verwandelt. Trotz zahlreicher Proteste und zwei schriftlichen Warnungen der EU wurden von der maltesischen Regierung Lizenzen für mehr als 7.000 Klappnetze ausgegeben. Luftaufnahmen des Komitees gegen den Vogelmord beweisen nun, dass auch Hunderte Fanganlagen innerhalb von NATURA 2000 Gebieten errichtet wurden - also mitten in den wichtigsten Flächen für den Vogelschutz auf Malta. Die Fotos, die vom Komitee auf seiner Webseite und auf Facebook veröffentlicht wurden, zeigen die unglaublich hohe Netzdichte in den Schutzflächen. Vögel, die an diesen Küstenbereichen landen, haben keine Chance.
Bitte hier weiter lesen:
http://www.komitee.de/content/aktionen-und-projekte/malta/malta-gr%C3%B6%C3%9Fte-vogelfalle-europas
Malta setzt die Jagdsaison aus!
Ein Meilenstein für den Zugvogelschutz auf der Insel (20.09.2014)
Nach den zahlreichen Abschüssen geschützter Arten in den letzten Tagen hat die Regierung vor 30 Minuten erklärt, die Jagdsaison vom 20.09. bis 10.10. auszusetzen! Damit müssen die Waffen bis zum Ende des Greifvogel- und Storchen-Durchzuges schweigen. Dieser Beschluss geht direkt auf die zahlreichen vom Komitee gegen den Vogelmord veröffentlichten Videos und Infos über illegale Jagd zurück! Ein echter Meilenstein für den Zugvogelschutz!
Bitte weiterlesen:
Unsere Zugvögel
Auch der NABU und Birdlife kämpfen seit Jahren gegen die Jagd auf Vögel
Die Jagd auf Zugvögel während ihrer Rückkehr in die Brutgebiete steht in krassem Widerspruch zu den Grundsätzen der EU-Vogelschutzrichtlinie. Eines der wichtigsten Etappenziele für den NABU und
seine Partner vor Ort war es daher, die Frühjahrsjagd auf Malta zu unterbinden und das Verbot in der nationalen Gesetzgebung zu verankern. Die intensive Öffentlichkeitsarbeit der Vogelschützer
und ihre Präsenz an den „Hot Spots“ der Vogeljagd hatten ihre Wirkung nicht verfehlt. Doch erst die kommenden Jahre werden zeigen, ob sich Maltas Jäger an die neuen Jagdbeschränkungen
halten.
Für Rückfragen:
Claus Mayr
NABU-Direktor Europapolitik, Brüssel
Tel. mobil +49/ (0)172-5 96 60 98
Markus Nipkow
NABU-Vogelschutzexperte
Tel. mobil +49/ (0)172-9 10 82 75
Kommentar schreiben
Eva Schmelzer (Freitag, 02 Januar 2015 17:42)
Alle Organisationen – große und kleine – die sich für Umwelt-, Tierschutz und Menschenrechte einsetzen haben unseren ganz großen Dank und Respekt. Deshalb freue ich mich ganz besonders, dass das „Komitee gegen den Vogelmord“ so große Erfolge verzeichnen konnte im letzten Jahr.
Erlaubt mir noch eine kleine, ganz persönliche Geschichte: Ende 1950 erfuhren meine Freundin und ich erstmals vom Vogelfang in Italien. Wir naiven Kinder haben (mit Hilfe des Vaters meiner Freundin, der ev. Superintendent war) einen Brief an Papst Johnannes XXIII. geschrieben, mit der Bitte, sich für die Abschaffung einzusetzen. Niemals haben wir eine Antwort bekommen… Ich musste erst dieses Jahr wieder daran denken, als dieser Papst „heilig“ gesprochen wurde. Nun ist nach 56 Jahren unser damals so dringlicher Wunsch doch noch wahr geworden. Zwar nicht durch Einwirken eines „Heiligen“, jedoch durch den unermüdlichen Einsatz einer großartigen weltlichen Organisation! Sie werden es auch in Malta schaffen! Danke!
Melanie (Dienstag, 04 Oktober 2016 04:17)
Hallo
Sind zur Zeit im Urlaub in den Pyrenäen
Dort werden in winzigen Käfigen in Bars arme Singvögel gehalten
Zur "Belustigung"
Weiß hier jemand wo man das melden kann, dass sich da jemand "Offizielleres" mal dort blicken lässt (hätte dort auch eine bestimmte Bar) und die dort "rauskauft" ?! (Die Kosten würde ich tragen, etc) evtl hat ja jemand eine Anlaufstelle für mich ?!
Glg an alle hier
Gudrun (Dienstag, 04 Oktober 2016 22:27)
Liebe Melanie, versuch es mal mit dem Komitee gegen Vogelmord
http://www.komitee.de/
Liebe Grüße, Gudrun
Rainer Olßok (Donnerstag, 02 November 2017 00:25)
Hallo zusammen,
in vielen Mittelmeerländern,wo der Vogelfang verboten ist,und wo unser Komitee,illegale Vogelfänger den dortigen Behörden meldet,erwarten die Wilderer nur geringe Geldstrafen.Das wird kaum einen abhalten,demnächst wieder auf Fang zu gehen.
Rainer Olßok (Sonntag, 05 November 2017 15:03)
...leider aber auch in Deutschland !!!