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Kanwan

Eine kleine traurige Entengeschichte

Text und Fotos: Gudrun Kaspareit

07.07.2020

Krönchens Eltern und ihre Mutter auf dem Nest

Entenküken
(c) Gudrun Kaspareit Krönchen als Küken

Krönchen als Baby. Wenn man genau schaut, sieht man schon ihren Puschel auf dem Kopf

 

Ich habe einen sehr schneckenfreundlichen Garten. Die Lieben fühlen sich bei mir extrem wohl, so dass ich jeden Morgen bis zu 200 Stück von den braunen Nacktschnecken abgesammelt habe.

Es wurde mir dann zu bunt und ich habe mir zwei Pärchen Indische Laufenten zugelegt, die ja sehr gute Schneckenvertilger sein sollen. Ich habe extra einen kleinen Miniteich angelegt und eine umgebaute Hundehütte als Schlafhäuschen. Dann holte ich die neuen Mitbewohner und tatsächlich rannten sie jeden Morgen eifrig in den Garten und suchten Schnecken. Dabei drehten sie jedes Blatt und jeden Stein um. Mein Garten war zu 100% schneckenfrei. Dazu machte es richtig Spaß, den Enten zuzusehen, denn es war lustig wie sie in ihrem aufrechten Gang durch den Garten wieselten. Sie heißen nicht zu unrecht Laufenten. Natürlich bekamen sie Namen und natürlich wurden sie schnell zahm und natürlich hat sich auch immer wieder mal der Fuchs bedient. Ich wohne sehr abgelegen, so dass der Fuchs sich auch am Tag in meinen Garten traut. Ich mache dem Fuchs keinen Vorwurf, das ist eben Natur. Ich kaufte immer wieder eine Ente nach und hörte auf ihnen Namen zu geben. Nachts kamen sie in ihr Häuschen, da waren sie vor dem Fuchs sicher und tagsüber war es halt Restrisiko.

Ich merkte auch schnell, dass zwei Enten für den Garten völlig ausreichend waren. Und das immer ein Erpel dabei sein musste. Enten ohne einen Erpel als Aufpasser, der mit seinem langem Hals in der Gegend herum schaut, verstecken sich den ganzen Tag verängstigt im Gebüsch. So vergingen die Jahre mit wechselnden Gartenbewohnern. Laufenten sind eigentlich reine Legeenten, deren Bruttrieb abhanden gekommen ist. Aber dann hatte ich doch mal eine Ente, die ein verstecktes Nest gebaut hat und brüten wollte. Deshalb ließ ich sie draußen bei ihren Eiern. Aber das war ein Fehler, denn der Fuchs hat sie sich geholt. Der Erpel war allein und lief ganz aufgeregt, laut schnatternd durch den Garten und suchte sie. Da fasste ich einen Entschluss. Ich brachte die 8 Eier in die Brüterei und ließ sie ausbrüten. 28 Tage würde das dauern. Diese Zeit nutzte ich, um mich vorzubereiten. Wärmelampe, Vogeltränke, Auslauf aus Kükendraht all over zum Schutz vor Greifvögeln und einem kleinen Plantschbecken, Transportbox und spezielles Kükenfutter. Dann kam der große Tag und ich holte die kleinen Schar. Nur ein einziges Ei war taub gewesen. Nun hatte ich 7 kleine Entenküken zu versorgen. Sie hatten ein kleines Nest aus Sand, darüber hing die Wärmelampe. Der Sand erwärmte sich und die Küken kuschelten sich hinein. Sie fraßen ihren Kükenstarter und hatten das mit der Tränke auch schnell herausgefunden. Ins Planschbecken durften sie nur tagsüber in ihrem Auslauf, denn sie veranstalteten immer eine große Wasserschlacht. Ich war sehr stolz auf meine Schützlinge, sie gediehen und wurden sehr schnell kräftig. Ich bekam sie alle groß. Eines dieser kleinen Wesen tat sich von Anfang an hervor, denn es hatte einen kleinen Puschel auf dem Kopf. Dieser Puschel trat auch nach jeder Mauser wieder zu Tage. Ich wurde meiner eigenen Regel untreu und taufte die Ente, sie war weiblich, Krönchen. Als die Entlein groß genug waren, durften sie im Garten umher streifen und der Erpel konnte endlich Körperkontakt aufnehmen. Bis hierhin war es eine einzige Erfolgsstory. Aber nun rannten 8 Enten durch meinen kleinen Garten, sie trampelten alles platt und fraßen alles kahl. Mein Garten sah sehr schnell ziemlich kläglich aus. Ich sann auf Abhilfe. Es blieb nur eines, ich musste mich von ihnen trennen. Ich inserierte also und es meldete sich auch eine sehr nette Person. Sie war Sopranistin und besaß ein großes Anwesen mit Gestüt und Seeanbindung. Dort würden meine Enten ein artgerechtes Leben führen und in dem See schwimmen dürfen. Ich behielt nur Krönchen und den Erpel. Doch mein Garten brauchte dringend Erholung. Ich separierte die Enten im Vorderen Teil und sperrte den restlichen Garten ab. Inzwischen war der Winter vergangen und ein neues Frühjahr begann. Natürlich wollte ich die Enten in dieser sensiblen Phase nicht in den Garten lassen. Der Garten sollte sich erst erholen. Aber den Enten gefiel das nicht. Als Laufenten fehlte ihnen der Auslauf, als Wassertiere das Minitümpelchen und in dem kleinen Areal gab es auch nichts Fressbares mehr zu finden, ausser dem, was ich ihnen immer Abends gab, Bruchmais und Weizen.

In mir reifte eine Idee. Hinter meinem Garten gab es eine wilde Wiese und in ihrer Mitte war ein Teich. Das Entenparadies lag so nah, doch vorher mussten sie lernen, an der Straße vorsichtig zu sein und Abends wieder heim zu kommen. Erst einmal zähmte ich sie. Ich brachte immer Leckerli mit und rief sie mit Namen. Es dauerte keine zwei Tage und sie schnatterten immer aufgeregt, wenn ich kam. Sie rannten mich fast über den Haufen, wenn ich sie rief und sie fraßen mir aus der Hand.

Dann wurde es ernst. Sie sollten das erste Mal die süße Freiheit kosten. Aber sie liefen überall hin, sogar zurück in ihren Teil des Gartens, nur nicht auf die Wiese. Ich musste sie einfangen und höchst persönlich zum Teich tragen. Aber dann genossen sie es, zum ersten Mal in ihrem Leben richtig schwimmen zu können. Ich dachte natürlich, wenn sie Abends aus dem Wasser kämen, könnte ich sie wieder zurück in ihr Schutzhäuschn scheuchen, aber das Ding war, sie verließen das Wasser nicht. In Ufernähe gab es ein winziges Schilfinselchen, wo beide zusammengedrängt gerade so sitzen konnten und das war ihr neues Zuhause. Abends kam ich zum Teich, um nach ihnen zu sehen. Ich rief: "Krönchen“, fröhliches Schnattern antwortete mir. Ich brachte natürlich auch immer was zum Futtern mit, Getreide oder gekochte Spagetti, die liebten sie, vermutlich weil sie wie Würmer aussahen. Ich rief immer schon von Weitem nach Krönchen und wenn ich ihr Geschnatter hörte, war ich beruhigt, dann wusste ich, dass alles in Ordnung war. Am dritten Tag klang das Schnattern ganz nahe, ich schaute nach und tatsächlich sah ich ihre langen Hälse schon durch das Gras lugen. Sie hatten den Teich verlassen und versuchten den Weg aus der Wiese zu finden. Ich lockte und rief und streute Futter aus und so fanden sie zurück in den Garten. Dort stürzten sie in ihr Hüttchen und fraßen sich so richtig satt. Nun blieben sie wieder im Garten, aber nach drei Tagen startete ich einen neuen Versuch. Ich nahm meinen Gänselieslstab und scheuchte sie aus dem Garten. Sie mussten ein Stück an der Straße entlang, dann durch den Knick, in den ich ihnen eine Schneise geschaffen hatte, dann über die Wiese und dort mitten drin war der Teich. Durch die Schneise im Knick musste ich ihnen noch hindurch helfen, aber den Teich fanden sie dann ganz allein. Wieder blieben sie drei Tage in der Sommerfrische, wie ich es nannte. Nach dem Dritten Tag standen sie vor dem Garten und begehrten Einlass. So blieb es eine Weile. Drei Tage Freiheit, drei Tage Sicherheit. Damit sie das ganz alleine entscheiden konnten, wo sie sein wollten, ließ ich die Gartentür Tag und Nacht offen. Ich begann mich zu entspannen und betrachtete das Experiment als geglückt. Aber dann einens Morgens, wurde ich nicht von fröhlichem Geschnatter begrüßt, weder im Garten, noch vom Teich. Und dann sah ich es – da lagen die beiden abgerissenen Entenköpfe im Garten und nur die Fliegen brummten um sie herum. Mein Magen verkrampfte sich und mir fiel wieder ein, warum ich keine Beziehung mehr aufbauen wollte zu meinen Enten. Traurig begrub ich die Überreste. Jede Nacht kam der Fuchs wieder, um auch noch die Entenköpfe zu holen, aber den schweren Stein, den ich auf das „Grab“ gelegt hatte konnte er nicht beiseite schieben. Ich fand des Morgens nur seine Kratz. und Buddelspuren. Ich mistete das Entenhäuschen aus, wusch die Entenschüsseln und räumte auf. Dann entdeckte ich es! Zwischen Entenhaus und Busch versteckt, ein Nest, Krönchens Nachkommen! Vier Eier  …...

 

Erpel
(c) Gudrun Kaspareit Krönchens Erpel in Erwartung eines Leckerlies
Laufente
(c) Gudrun Kaspareit

Krönchen ist jetzt ein Englein. Dieses Bild wurde allerdings im Winter aufgenommen. Das auf ihrem Kopf ist kein Schnee, sondern ihr Puschel

Kommentare: 6
  • #6

    Viola (Samstag, 08 August 2020 12:55)

    Auch wenn manche „Geschichten“ traurig enden, für die vielen „Krönchen‘s“ da draußen macht es einen Unterschied wie sie das Leben davor erleben und ich könnte mir vorstellen dass sie es bei Nachfrage bei Dir bevorzugen.
    Ich fände es schade wenn sie jetzt keinen Namen mehr bekämen auch wenn es verständlich ist.
    Danke für diese Geschichte und für den tollen Einsatz ❤️❤️❤️❤️

  • #5

    Tina (Sonntag, 26 Juli 2020 22:41)

    Eine sehr rührende Geschichte mit einer besonderen Pointe, die
    nur das Leben schreiben kann.
    Tut mir Leid um die Süßen. Aber schön ist der Garten trotzdem.
    Liebe Grüße
    Tina.

  • #4

    Eva Schmelzer (Sonntag, 19 Juli 2020 22:30)


    Liebes Krönchen, auch wenn Du es wohl eher nicht liest entschuldige ich mich, dass ich Dich in meinem Kommentar "Puschel" genannt habe.

  • #3

    Eva Schmelzer (Freitag, 17 Juli 2020 17:12)

    An der liebevollen Art wie diese Geschichte beschrieben ist, spürt man deutlich Deine Zuneigung und große Liebe zur Natur. Ja, Puschels Ende ist traurig. Aber tröstlich ist, dass die Entlein ist eines „natürlichen“ Todes durch den Fuchs gestorben sind und bis dahin ein wunderbares Leben hatten. Ich brauche wohl nicht mehr zu sagen, dass ich da an die weit über 2 Mio Tiere denke, die derzeit allein in Deutschland in Intensivhaltung leben, auch wenn es sich bei den für die Mast verwendeten Tieren um andere Arten handelt. Sie leben auf harten Rostböden aus Plastik, Holz oder Draht direkt über ihren eigenen Exkrementen. Die Tiere werden als bloße Produktionseinheiten gesehen und behandelt. Bei Dir haben sie schon vor ihrem Ende im Paradies gelebt.

  • #2

    Yasmin (Mittwoch, 15 Juli 2020 13:14)

    Eine zauberhafte Geschichte, auch wenn sie traurig endet. Die beiden waren so süß, besonders Krönchen mit ihrem Puschel. Du hast das schön geschrieben und gerade laufen ein paar Tränen, weil ich die beiden sehr mochte. Aber so ist die Natur; willst du die Freiheit, so musst du auch mit den Gefahren rechnen. Sie hatten viele schöne Jahre bei dir, das ist ein Trost.

  • #1

    Andrea (Mittwoch, 15 Juli 2020 09:26)

    Was für eine berührende Geschichte - danke, liebe Gudrun �