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Die Kaffee-TrinkerInnen entscheiden darüber, ob die 100.000 km² Kaffee-Anbaufläche ein naturnaher Lebensraum für Kolibris und viele andere Tiere ist -- oder Monokultur, die ohne Rücksicht auf die Umwelt billigen Kaffee produziert.

Kanwan

Geliebte Falklandinseln

Text und Fotos: Birgit Roth

14.03.2018

Birgit unternahm zwei Reisen zu den Falklandinseln und der schönen, wilden Natur dort. Sie hatte hier auf der Naturwelt berichtet, mit vielen wundervollen Fotos. Nun gibt es ihre Abenteuer auch in Buchform, sowohl als Ebook, als auch in gebundener Form. Zu bestellen ist das Buch hier : Link für Amazon:

https://www.amazon.de/dp/B07FVYGRSY/ref=sr_1_2?ie=UTF8&qid=1532543850&sr=8-2&keywords=geliebte+falklandinseln

Bei book on demand kann es auch direkt bestellt werden:

http://www.book-on-demand.de/shop/15531

Und man kann auch in jede Buchhandlung gehen und es sich  mit der ISBN-Nr. bestellen

ISBN: 978-3-96409-024-9

Leseprobe

Prolog

„Falklandinseln? Ach ja, da war doch mal der Krieg. Und wo liegen die gleich noch mal?“ „Was wollt ihr denn da?“

So, oder so ähnlich begannen die meisten Gespräche, wenn wir gefragt wurden, wohin die Reise diesmal geht und die Antwort lautete: „Auf die Falklandinseln.“ Dabei standen diese Inseln nie auf unserer Reisewunschliste.

Es ist uns schon mehrfach passiert, aus einer Reise ergab sich irgendwie automatisch die Nächste. Und diesmal fing es damit an, dass wir unseren Wunsch, die Antarktis zu besuchen, in die Tat umsetzten. Die Antarktis ist ein Sehnsuchtsziel vieler Menschen. In erster Linie wollten wir Pinguine und das Eis erleben. Beim wälzen der Kataloge und durchstöbern des Internets entdeckten wir Reiseangebote, die auf die Falklandinseln, Südgeorgien und die Antarktische Halbinsel führten. Wir haben nicht lange überlegt, damit sich die lange Anreise für uns lohnte, buchten wir die große Tour. Und mussten selbst erst einmal in den Atlas schauen, denn so geläufig waren uns die Falklandinseln und Südgeorgien nun auch wieder nicht.

Anfang 2013 war es beschlossene Sache! Wir hatten 1 Jahr lang Zeit, uns darauf vorzubereiten und vor allem unsere Vorfreude zu genießen.

 

Antarktis, ein Ziel, von dem wir kaum zu träumen wagten. Und nun sollte es Wirklichkeit werden, es rückte in greifbare Nähe. Um unsere Vorfreude zu nähren verschlangen wir die Bücher der Entdecker und die großen Seefahrergeschichten. Natürlich studierten wir sämtliche Reiseberichte. Wir durchkämmten systematisch das Internet nach Filmen und Berichten. Wir lasen und schauten einfach alles, was wir finden konnten.

Dabei ist mir ein Artikel besonders in Erinnerung geblieben. Sie schrieben so begeistert von den Falklandinseln, dass sie ein Jahr später, für einen eigenen Urlaub, dorthin zurück kehrten. Aha, also war die Idee wohl doch nicht so verkehrt, die große Runde gebucht zu haben?

In der Antarktis waren wir mit dem Expeditionskreuzfahrtschiff Plancius von Oceanwide Expeditions unterwegs. Wir gingen in Ushuaia, am südlichsten Zipfel von Argentinien an Bord und steuerten, nachdem wir den Beaglekanal hinter uns gelassen hatten als erstes die Falklandinseln an. Nach zwei Tagen auf See waren unsere ersten beiden Landgänge auf dieser Reise morgens auf Carcass und nachmittags auf Saunders Island. Außerdem besuchten wir die Hauptstadt Stanley. Wir bekamen eine Ahnung davon, in was für ein Naturparadies wir hineingeplumpst waren, von dem wir vorher überhaupt nichts wussten. Die 1,5 Tage, die wir während unserer Antarktisreise auf den Falklandinseln verbrachten, reichten aus, um uns Hals über Kopf in diese Inselgruppe zu verlieben.

In Stanley schnupperten wir das besondere Flair dieser kleiner Stadt, so sehr abseits von allem. Auf den ersten Blick ist Stanley ein Dorf mit einer Reihe von Souvenirläden. Wir sollten die Chance auf einen zweiten und dritten Blick bekommen. Je öfter wir hin kamen, um so mehr Nuancen zeigten sich uns.

Rund um die Antarktis gibt es so viele Inseln, auf denen das Leben tobt. Nur ist es für uns Normalos fast nicht möglich dort hin zu gelangen. Genau deshalb finde ich die Falklandinseln so besonders, dort tobt auch das Leben und es ist sehr wohl möglich es sich anzuschauen.

Mittlerweile waren wir noch 2 Mal jeweils für 2 Wochen auf den Falklandinseln.Wir umrundeten sie mit der Motoryacht Hans Hansson, und davon möchte ich hier erzählen.

Warum glaube ausgerechnet ich ein Buch schreiben zu können? Ich habe das Handwerk des Schreibens nicht gelernt und tue es dennoch.

Zum Einen möchte ich Werbung machen für die Falklandinseln. Vielleicht haben andere naturinteressierte Menschen sie auch nicht auf der Rechnung und finden hier eine Anregung für ihre nächste oder übernächste Reise?

Zum Anderen konnte ich während des Schreibens nochmal ganz genau unseren Erlebnissen nachspüren. Es ist eine so intensive Nachlese, die ich fast für jede Reise empfehlen möchte. Allein dafür hat es sich schon gelohnt. An vieles habe ich mich während der Arbeit am Buch erst wieder erinnert und bevor noch mehr im Nebel des Vergessens verschwindet, habe ich es lieber hier aufgeschrieben.

Außerdem, wenn ich einmal ganz alt bin, mich nicht mehr vor die Tür traue, werde ich in meinem Ohrensessel sitzend meinem noch älteren Mann dieses Büchlein vorlesen und werde sagen: “Was für grandiose Naturschauspiele durften wir mit eigenen Augen sehen!“

Was ist dieses Reisen eigentlich? Ich kenne Menschen die sind vollkommen glücklich, wenn sie in ihrem Garten sitzen können und sie vermitteln es glaubwürdig. Dann wiederum gibt es Leute wie uns, die so unglaublich gern unterwegs sind. Ich kann sagen, ich habe den Reisevirus von meinen Eltern geerbt. Peter nicht, da gab es nichts zu erben, ich meine reise-technisch, und er hat ihn trotzdem. Mein Sohn gehört zu den Gartensitzern. Trotz der Gene. Er fährt höchstens mal um die nächste Ecke. Wir müssten auch nicht unbedingt um die halbe Welt reisen, wenn es Pinguine auf Helgoland gäbe, würden wir sie uns natürlich dort anschauen.

Jede Reise beginnt mit der Überlegung: wohin geht es im nächsten Jahr? Es will gut überlegt sein, jede Entscheidung für ein Ziel sind automatisch Entscheidungen gegen andere Ziele, die dann möglicherweise aus Zeitmangel nie umgesetzt werden können. Doch wenn die Entscheidung getroffen ist, setzt spontane Vorfreude ein. Meistens beginnt ein Aktionismus des Planens, Buchens und Informationen eintreiben. Dann wird es wieder ruhiger. Die Zeit vergeht, manchmal unbemerkt. Und plötzlich sind es nur noch 3 Monate bis zum Start. Die Gedanken kreisen wieder öfter um die Reise, Packlisten werden schon mal im Kopf durchgegangen, muss noch etwas eingekauft, besorgt werden? Dann nur noch 1 Monat, 2 Wochen… wir sind am Packen. Zur Belustigung von Menschen, die 1 Tag vorm Start beginnen über ihr Gepäck nachzudenken. Wir lieben es zu packen, es ist ein untrügliches Zeichen, dass es bald los geht. Die letzte Woche ist eine Mischung aus aufgeregt sein, unbändiger Vorfreude und entspannt die letzten Punkte auf der ToDo-Liste abhaken.

Jeder Tag der vergeht bringt uns unserem Ziel näher, wieder ein Stück unseres Planeten kennenlernen zu dürfen, uns in Landschaften zu begeben, Tieren beim Leben zuzuschauen und immer wieder über die enorme Vielfalt zu staunen. Wir beobachten mit Ehrfurcht ohne zu bewerten, saugen alles in uns auf, um dann wieder daheim mit Freude und Melancholie daran zurückzudenken.

Wir wollen erzählen und darüber schreiben, weil wir auf jeder Reise daran erinnert werden, wie verletzbar unser Planet ist, schon an viel zu vielen Ecken hat er Schaden genommen.

 

Wie kommen wir nun auf die Falklandinseln?

Wieder daheim von einer Reise haben wir oft den Eindruck, wir hören, lesen und sehen ständig Berichte und Filme über unser bereistes Land.

Alles reiner Zufall? Ich glaube nicht. Man geht sensibilisiert für ein Thema durch die Welt und nimmt über die neu ausgerichteten Antennen Dinge wahr, die einem sonst nicht aufgefallen wären.

So beschäftigten wir uns Wochen und Monate nach der Reise durch das Südpolarmeer mit unseren Fotos und es zog uns gedanklich immer wieder dort hin. Filme und Berichte sahen wir nun mit anderen Augen. Durch unser eigenes Erleben wird alles viel lebendiger, denn schließlich hatten wir es nun mit eigenen Augen selbst gesehen. Wir waren geflasht von der unglaublichen Tier- und Naturvielfalt und erfuhren, dass ein gewisser Klemens Pütz dabei ist, eine Schiffsreise um die Falklandinseln zu organisieren.

…Klemens Pütz... irgendwie hatte ich den Namen schon mal gehört oder gelesen. Es dauerte eine Weile, dann fiel es mir ein. Na klar, wir hatten 2 Bücher von ihm zu Hause im Regal stehen. Einen Reisebegleiter Falklandinseln, Südgeorgien und Antarktische Halbinsel und ein Tierbestimmungsbuch.

Klemens Pütz ist Deutschlands einziger Pinguinforscher und wissenschaftlicher Direktor der Stiftung Antarctic Research Trust. Ausgerechnet er organisiert eine Reise um die Falklandinseln auf einem ganz kleinen Schiff, also mit wenigen Touristen? Er fährt selbst als Reiseleiter mit? Das konnte doch nur bedeuten, geballtes Wissen auf das wir uneingeschränkten Zugriff bekommen konnten. Worauf sollten wir warten? Dank Internet wurden wir sehr bald fündig, nahmen Kontakt zu Klemens auf, mit der Bitte uns unbedingt auf die nächste Reise um die Falklandinseln mitzunehmen. Und wenn es nicht geklappt hätte, dann würde ich das jetzt hier nicht schreiben.

Und so reisten wir im März 2015, und weil es so schön war im November 2016 gleich noch einmal, auf die Falklandinseln, um sie mit der Hans Hansson zu umrunden.

Mittlerweile haben wir nun schon drei Mal die Falklandinseln besucht. Wir konnten die Tiere in 3 unterschiedlichen Phasen in ihrem Circle of Life beobachten.

Im November wird gebalzt, Eier gelegt, gebrütet, und auch schon geschlüpft. Im Januar wird der Nachwuchs bewacht und gefüttert. Im März ist die Jungenaufzucht entweder in den letzten Zügen oder schon vorbei. Die gestressten Eltern können ausruhen und sich ihrer eigenen Mauser widmen, bevor sie wieder für den Rest des Jahres ins Meer entschwinden, um im nächsten Oktober zurück zu kommen für die Aufzucht einer weiterer Generation.

Es ist so interessant zu beobachten, wie unterschiedlich sich die Tiere zu den unterschiedlichen Zeiten verhalten. Es ist erstaunlich, wie unterschiedlich sich die verschiedenen Pinguinarten verhalten. Pinguin ist nicht gleich Pinguin. Und es stimmt auch nicht, dass sich Pinguine ihr Leben lang die Treue halten. Bei den Königspinguinen gibt es eine 80%ige Scheidungsrate. So oft haben wir die gegenseitigen Ausspannversuche beobachtet, wenn zwei Tiere sich mit ihren Flippern schlagen und sich um ein drittes Tier bemühen. Es könnten zwei Weibchen sein, die sich um einen Mann streiten oder auch umgekehrt. Die primären Geschlechtsmerkmale sind äußerlich nicht erkennbar.

Und wie unterschiedlich sie sich fortbewegen. Die kleinen Felsenpinguine klettern senkrechte Felswände hinauf und springen aus dem Stand so hoch, wie sie groß sind. Auf englisch heißen sie Rockhopper. Springen ist auch oft ihre Fortbewegungsart auf ebenem Gelände. Das sieht witzig aus, wenn eine ganze Truppe im Anmarsch ist.

Königspinguine sind gemächlicher unterwegs und ein 5cm hoher Absatz eine scheinbar unüberwindliche Hürde.

Die Eselspinguine tragen unermüdlich kleine Steine und andere Dinge umher, um damit das eigene Nest zu verschönern. Die Steinchen werden auch der oder dem Liebsten als Geschenk gebracht. Sogar nachdem die Brut schon vorbei war, haben wir dieses Verhalten beobachtet, vielleicht um die Partnerin schon für die nächste Saison zu beeindrucken oder nicht aus der Übung zu kommen? Die Eselspinguine haben wir als die Mutigsten von allen erlebt. Sie sind neugierig und kommen sehr dicht heran, wenn man ruhig im Sandstrand sitzt. Bewegt man sich zu hektisch und einer rennt los, dann rennen alle und man löst wie eine Massenpanik aus. Es kehrt schnell wieder Ruhe ein, wenn man stehen bleibt.

Die Magellanpinguine sind sehr scheu und verschwinden schnell in ihren Höhlen, wenn es ihnen zu unheimlich wird. An den Stellen, wo sich öfter Menschen aufhalten sind sie entspannter und es ist möglich sie bei ihrem Tun zu beobachten.

Also, worauf warten wir noch? Es gibt so viel zu sehen. Fahren wir los….

Die lange Anreise

Die meisten Touristen kommen, wie wir auch bei unserer ersten Reise, als Gäste auf einem der Expeditionskreuzfahrtschiffen und bleiben nur für eine kurze Stippvisite. 1-2 Landgänge auf einer der Inseln und der Besuch von Stanley, sofern das Wetter es zulässt.

Doch möchte man, so wie wir, den Falklandinseln mehr Aufmerksamkeit als einen kurzen Zwischenstopp schenken, ist die Anreise eine echte Aufgabe. Entschließt man sich auch das zu genießen, ist alles nicht so schlimm. Klar, anstrengend ist es allemal. Wir mögen die Atmosphäre auf Flughäfen ganz gern, die Menschen zu beobachten die hin- und hereilen. Die Mischung aus Aufregung und Vorfreude kann man den Menschen förmlich ansehen. Auch wenn es noch etliche Stunden bis zum Abflug sind, mit lesen, essen, herum schlendern, vergehen sie wie im Flug.

Auf der Anreise hat man seine ganze Vorfreude mit im Gepäck und auf der Heimreise die schönen Erinnerungen.

Eine Reise per Flugzeug auf die Falklandinseln ist nur über Chile möglich. Also muss man von Europa aus erst einmal nach Santiago de Chile fliegen und von dort geht es weiter nach Punta Arenas. Eine kleine Stadt ganz im Süden von Chile mit einem besonderen Flair, die auf dem Landweg nur über Argentinien erreicht werden kann. Dort geht einmal die Woche, jeweils am Samstag, ein Flug auf die Falklandinseln.

Von Argentinien aus geht es schon mal gar nicht und es gibt auch keine Fähre. Schade eigentlich, das wäre auch mal eine schöne Idee sich mit einem Schiff langsam anzunähern.

Ist man auf dem Militärflughafen Mount Pleasant gelandet sind nur noch die Einreiseformalitäten zu erledigen, man bekommt einen schönen Stempel in seinen Pass und dann geht es mit einem Kleinbus in einer Stunde Fahrzeit nach Stanley.

Und schon ist man da :-).

 

Zwischenstopp in Punta Arenas

Wenn man alles zusammen zählt, haben wir jetzt schon ziemlich viel Zeit in Punta Arenas verbracht und jedes Mal wächst uns dieses Städtchen mehr ans Herz.

Auch wenn das chilenische Punta Arenas nicht direkt etwas mit den Falklandinseln zu tun hat, für uns haben diese beiden Orte eine starke Verbindung. Was sie gemeinsam haben ist die Abgeschiedenheit. Punta Arenas nicht ganz so wie die Falklandinseln, aber man kann auch von dort nicht einfach so in die nächst größere Stadt fahren. Sowohl auf den Falklandinseln als auch in Punta Arenas haben wir uns immer von den Menschen sehr herzlich empfangen gefühlt, sie sind interessiert und offen.

Die kleine Stadt im Südzipfel Chiles ist der Auftakt unserer Reise, so will ich es nicht versäumen davon zu berichten.

Ohne Zwischenübernachtung schafft man die Anreise auf die Falklandinseln sowieso nicht. Da bietet sich eine Übernachtung in Punta Arenas auf jeden Fall an.

Außerdem ist nach dem langen Flug eine Reiseunterbrechung sehr angenehm. Und sollte das Gepäck beim Fliegen einen anderen Weg genommen haben, hätte man die Gelegenheit noch etwas einzukaufen. Wer so was schon erlebt hat, bleibt skeptisch. Die Einkaufsmöglichkeiten in Stanley sind sehr begrenzt, daher erzeugt ein Puffertag in Punta Arenas ein sehr entspanntes Gefühl. Bisher konnten wir unsere Puffertage immer mit Ausflügen füllen und nicht mit hektischem Einkaufen benötigter Ausrüstung.

Das allererste Mal besuchten wir Punta Arenas während unserer Chile-Reise 2011. Dem berühmten Friedhof und der Freihandelszone (Einkaufsmöglichkeit!) statteten wir einen Besuch ab. Wir genossen die entspannte Atmosphäre unter den riesigen Bäumen des Stadtparks. Es ist Tradition, vielleicht auch Aberglaube, den schon blank polierten Fuß von Magellan, der auf dem Denkmal sitzt, zu berühren. Von manchen wird er auch geküsst. Dann kehrt man eines Tages zurück an diesen schönen Ort. Denn es heißt, wer das macht wird auf jeden Fall wieder kommen. Ob es stimmt weiß ich natürlich nicht, bisher haben wir fast immer angefasst, einfach sicherheitshalber, schaden kann es nicht. Und in unserem Fall hat das wiederkommen bis jetzt ganz gut geklappt.

Damals beim ersten Besuch waren wir auf der Durchreise in den Nationalpark Torres del Paine und fanden die kleine Stadt gar nicht so besonders. So ist das halt, wenn man nur auf der Durchreise ist.

Der Mittagsflug von Santiago de Chile nach Punta Arenas war 2015 leider schon ausgebucht, somit hatten wir Tickets für den Abendflug. Mit der üblichen Zwischenlandung in Puerto Montt erreichten wir gegen 21:30 Punta Arenas und waren reichlich im Stress, da die Rezeption in unserem vor gebuchten Hotel nur bis 22:00 besetzt sein sollte. Es passte alles ganz genau. Wir fielen in unsere reservierten Betten, froh das erste Ziel gemeinsam mit unserem Gepäck so unproblematisch erreicht zu haben.

Der nächste Tag war nicht verplant. Beim Frühstück trafen wir auf Klemens Pütz, unseren Reiseleiter. Wenn er keine Reisen leitet, erforscht er Pinguine. Er war schon ein paar Tage vor uns nach Südamerika gereist, um an seinen Forschungsprojekten zu arbeiten.

Nach dem Frühstück schlenderten wir durch die Stadt, besuchten bekannte und unbekannte Orte. Unter anderem ein Museum, ein Herrenhaus der damaligen Schafbarone. Es war noch so eingerichtet, als wären die Bewohner nur eben mal zum Einkaufen ausgegangen.

Wir suchten und fanden das Hotel in dem wir bei unserem ersten Besuch abgestiegen waren. Schauten vom hohen Aussichtspunkt über die Stadt und natürlich sehnsüchtig über die Magellanstraße. Wir ließen uns treiben, lernten durch Zufall schon ein paar unserer Mitreisenden kennen. Auf den ersten Blick waren sie sehr nett, puh, Gott sei Dank. Per Mail hatten wir uns schon ausgetauscht und für einen Ausflug verabredet, der am nächsten Tag stattfinden sollte.Wir folgten einem Tipp von Klemens. Er schlug uns vor, die Königspinguinkolonie, die sich seit ein paar Jahren auf Feuerland in der Bahia Inutil angesiedelt hat, und mit denen er auch arbeitet, zu besuchen. Diese Sensation wollten wir uns nicht entgehen lassen.

Schon von Deutschland aus buchten wir einen ganztägigen Ausflug, denn um die Ecke von Punta Arenas ist es nicht.

Früh morgens holte uns ein Fahrer vom Hotel ab und sammelte noch weitere Menschen in ihren Unterkünften ein. Dann fuhren wir zum Hafen von Punta Arenas. Mit einer Fähre ging es in einer 2 stündigen Fahrt über die Magellanstraße, dem Wasserweg zwischen Feuerland und Patagonien, der im Jahre 1520 per Zufall, von Ferdinand Magellan auf seiner Weltumsegelung, entdeckt wurde. Das war ein Segen für die Schifffahrt. Nun mussten die Schiffe nicht mehr um das gefürchtete Kap Horn herum segeln.

Auf Feuerland angekommen bestiegen wir einen weiteren Bus und fuhren nach Porvenir. Dort ging es erst mal in ein relativ neu eingerichtetes Museum über Feuerlands Geschichte. Seinen Namen bekam diese Insel von den Entdeckern Südamerikas. Beim Vorübersegeln sahen sie viele Feuer von ihren Schiffen aus. Die indigenen Völker machten sich Feuer, um sich zu wärmen, da sie so gut wie unbekleidet herum liefen. Für uns unvorstellbar, denn das Wetter auf Feuerland ist alles außer sommerlich, zumindest für unser Temperaturempfinden. Umso erstaunlicher ist, dass viele der Ureinwohner an unseren normalen Erkältungskrankheiten, die die europäischen Entdecker und Missionare eingeschleppt hatten, gestorben sind.

Auch für uns war wettertechnisch alles dabei: Sonne, Regen, Wind und das immer im Wechsel. Weiter ging es durch karge, faszinierende Landschaft teilweise über nicht asphaltierte Schotterpisten. Am frühen Nachmittag war es dann endlich soweit, wir erreichten den Parque Pinguino Rey. Auf dem Fußweg zur kleinen Kolonie hörten wir schon den unnachahmlichen Ruf der Königspinguine, den wir auf Südgeorgien so lieben gelernt hatten. Das erzeugte ein Wohlgefühl und versetzte uns zurück in die Zeit, in der wir auf Südgeorgien die großen Kolonien betrachten durften.

Königspinguine leben normalerweise auf den subantarktischen Inseln, somit ist das die nördlichste Kolonie überhaupt. Nachforschungen haben ergeben, dass es an dieser Stelle irgendwann schon einmal eine Kolonie gab, warum sie sich auflöste und sich jetzt wieder neu gebildet hat, kann im Moment nicht beantwortet werden. Bis jetzt ist es auch noch nicht ganz klar, wie sich die Tiere ernähren. Bis zum Meer, ihrer eigentlichen Nahrungsquelle, sind es 300 km und mehr, die zu schwimmen sind. Nehmen sie tatsächlich solche weiten Wege in Kauf? Oder ändern sie ihre Fressgewohnheiten und jagen in der Magellanstraße anderer Nahrung nach? Diesen spannenden Fragen unter anderem geht Klemens mit seiner Forschungsarbeit auf den Grund. Und wir sind schon alle sehr auf die Ergebnisse gespannt.

Bei schönstem patagonischen Wetter beguckten wir die Pinguine. Wir hatten auf Südgeorgien Königspinguine in ganz anderen Mengen gesehen. Dennoch war es eine Sensation diese kleine Kolonie zu sehen. Einige Tiere entdeckten wir die tapfer einen kleinen GPS-Sender auf ihrem Rücken trugen. Na, wo sie den wohl her hatten?

Es gab ein paar Jungtiere in der Kolonie, aber damals war die Aufzucht noch nicht von Erfolg gekrönt. Es will halt alles gelernt sein. Ob die Jungenaufzucht jetzt, ca. 3 Jahre später, gelingt, weiß ich leider nicht.

Man geht auf abgesperrten Wegen vom Parkplatz zu Kolonie und schaut getrennt von einem kleinen Fluss zu den Tieren hinüber. Auf „unserer“ Seite streunten einige patagonische Füchse umher, die überhaupt nicht scheu waren.

Nach 1,5 Stunden fuhren wir weiter. Erneut überquerten wir die Magellanstraße, dieses Mal bei Punta Delgada. Dort gibt es eine Autofähre, mit der wir übersetzten. Das ist eine sehr schmale Stelle der Magellanstraße, und gar nicht so selten ist das Wetter zu stürmisch, um den Fährbetrieb aufrecht zu erhalten. Dann bilden sich lange Autoschlangen vor dem Fähranleger und es heißt auf besseres Wetter warten. Wir hatten Glück. Nicht auszudenken, denn am nächsten Tag sollte unser Flug auf die Falklandinseln gehen….

Unseren letzten Stopp legten wir an einer verlassenen Estancia zum Schauen und Fotografieren ein. So ein lost place hat seine ganz eigene Faszination. Wir schauten durch die Fenster und es sah auch hier so aus, als wären die Arbeiter nur kurz zum Essen gegangen.

Am Abend waren wir zurück in Punta Arenas. Es war viel Fahrerei durch herrliche Landschaft, mit abwechslungsreichen Stopps. Der Höhepunkt waren natürlich die Königspinguine, ein gelungener Auftakt für die kommenden 2 Wochen.

Königspinguine
(c) Birgit Roth Königspinguine
Kommentare: 2
  • #2

    Erika (Samstag, 21 April 2018 14:34)

    Liebe Birgit, ich wuenschte, ich koennte all Deine Anregungen und Eure Erfahrungen nachvollziehen, um einen unvergesslichen Genuss zu gelangen. Doch es geht mir wie Eva. Reisen sind nicht mehr moeglich, aber das Lesen und nachvollziehen Eurer Berichte, ist ein grossartiger Ersatz. Und dank Deine abgedruckten Beitrages , habe ich auch weiterhin die Moeglichkeit, zurueckzukehren und zu wiederholen, was besonders interessant war..Das ist ein kostbarer Schatz. Ich bedanke mich herzlichst.

  • #1

    Eva Schmelzer (Montag, 16 April 2018 15:04)

    Auch wenn ich dank Birgit Roths Beitrag vom letzten Jahr über diese Inseln nun schon sehr viel mehr weiß, als dass dort in den frühen 80ern Krieg war, hab ich mich über diese Leseprobe und die Fotos sehr gefreut und bin erneut fasziniert. Ich gehöre zwar zu den Menschen, die aus verschiedenen Gründen nicht (mehr) reisen können und also - wie Birgit sagt - “vollkommen glücklich im Garten (der leider nur ein Balkon ist) sitze” und Spaziergänge in die Umgebung mache, reicht mir das nicht. Um so schöner und wertvoller ist es, dass es Autoren gibt, die einem die fernen Welten so anschaulich und auf ganz besondere, persönliche Art vermitteln wie Birgit Roth es tut.