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Kanwan

Der Gundermann

Text, Zeichnung und Fotos: Ulrike Beschow

11.05.2021

Auf dem Boden raschelt noch das Laub des letzten Herbstes.

 

Aber da, wo der noch kalte Wind

erste Lücken in diese Decke bläst, schlängeln sicherste zarte,

grüne Ranken über Mutter Erde.

 

Sie sind schon mit kleinen , knuffigen, grünen Blättchen bestückt, 

welche mit jedem Sonnenstrahl größer werden. Bald kann man schon die violetten 

Pünktchen der Blüten erkennen 

und in uns wächst die Vorfreude

auf diesen wunderschönen Blütenteppich und den 

unvergleichlichen Duft.

Ulrike Beschow

Pastellkreidezeichnung: U. Beschow

 

Gundermann
(c) Ulrike Beschow Gundermann

GLECHOMA HEDERACEA

 

Leider ist die Zeit des blühenden Krautes schon fast wieder vorbei, wobei es auch hier auf den Standort ankommt. Diesmal möchte ich Euch ein Kräutlein vorstellen, was mich schon viele Jahre begleitet. Viele von Euch werden sicherlich an ein kaum zu bändigendes "Gartenunkraut" denken, aber man kann daraus leckere Sachen zaubern und es obendrein auch für die Gesundheit nutzen. Da es dieses Jahr nun schon etwas länger kälter ist als die letzten Jahre, hat auch der Gundermann erst später angefangen zu blühen und daher können wir ihn wahrscheinlich auch etwas länger blühend sammeln. An den grünen Ranken können wir uns aber sehr viel länger erfreuen, denn diese kann man bis spät in den Herbst hinein sammeln. Welch ein himmlisches Kraut schenkt uns die Natur mit dem Gundermann! Seine ätherischen Öle verströmen einen unvergleichlichen Duft – er trägt schon etwas Archaisches in sich. Äther kommt aus dem Griechischen und bedeutet „Himmelsduft“ oder „das strahlend blaue Firmament, wo die unsterblichen Götter wohnen“. Wenn der Gundermann anfängt zu blühen, dann recken sich die zahlreichen Blütenstengel der sonst bodendeckenden Pflanze gen Himmel und saugen die wärmende Sonne in sich auf. Und genauso wie wir jedes Jahr von diesem Blütenmeer angelockt werden, so ergeht es auch den Bienen und Hummel. Ja, er hat wirklich etwas Ätherisches; man kann den Ätherleib dieser Pflanze förmlich spüren.

 

Im Volk wurde der Gundermann, je nach Region, auch Zickelkräutchen, Donnerrebe, Erdkränzel oder Gundam genannt. So wendig und flink, wie der Gundermann sich ausbreitet und sich an Mauern und in Beeten und Wiesen verbreitet, wundert es nicht wenn er dem flinken Götterboten Merkur (Hermes) zugeordnet wird. Aber auch die Venus hat hier ihre Finger im Spiel. Sie ist für Drüsen und Nieren zuständig und die Form der Blätter erinnert an eine Niere - sie strotzen nur so von frischem, kräftigen Grün. Selbst im Winter unter dem Schnee behalten sie ihre grüne Farbe. Hildegard von Bingen schreibt viel über die Kraft des Grüns: „Es ist eine Kraft aus der Ewigkeit, und diese Kraft ist grün“. Diese bietet sich dem Menschen an und schafft sich im Jahreskreislauf immer wieder aufs Neue.

 

Viele Mythen und Geschichten ranken sich um dieses Kräutlein, wie auch schon die volkstümlichen Namen vermuten lassen. Wer mehr darüber erfahren möchte, findet ganz viel in den tollen Büchern von Dr. Wolf- Dieter Storl. Da Walpurgis erst ein paar Tage zurück liegt, hier eine kleine Sage aus Sachsen: Wer zu Walpurgis (30.April) mit einem Gundelrebenkranz auf dem Kopf in die Kirche ging, konnte die Hexen des Ortes erkennen. Dies wurde einem Dienstmädchen zum Verhängnis. Nach dem Gottesdienst sah das Mädchen Nachbarinnen und selbst ihre Herrin auf Besen oder Mistgabeln aus der Kirche reiten. Die Hexen bemerkten natürlich das sie beobachtet wurden und schlugen das arme Mädchen so sehr, dass es am folgenden Tage verstarb. Fromm sein und fromm scheinen war wohl noch nie identisch.

 

Heilwirkung

 

Gundermann hat entzündungshemmende, schleimlösende Eigenschaften und fördert unseren Stoffwechsel. Er regt die Nieren und die Blase an, tut gute Dienste in der Phase der Rekonvaleszenz und ist hilfreich bei chronischem Husten und Schnupfen. Im Namen des Gundermann steckt das altgermanische Wort „Gund“, was für Eiter, faulige Flüssigkeit und Gift steht. So ist es auch nicht verwunderlich das diese Pflanze für eiternde Wunden und Geschwüre eingesetzt wurde um die Wundjauche auszutrocknen. Folglich lässt er sich überall dort einsetzen wo Erkrankungen mit Eiterbildung einhergehen. Susanne Fischer-Rizzi schwört in ihrem Buch „Medizin der Erde“ (Seite 104) auf ein „Wunderblättchenöl“, das sie selber erfolgreich angewendet hat nachdem sie sich eine tiefe, nicht heilen wollende, eiternde Bisswunde von einem Hund zugezogen hatte. Für dieses Öl sammelt man im Juni/Juli die frischen Blätter des Gundermann und säubert sie ohne sie zu waschen. Danach presst man sie fest bis zu einem Drittel in ein Schraubglas und stellt dieses einige Tage in die Sonne. Die helle Flüssigkeit, die sich am Boden des Glases sammelt wird vorsichtig abgeseiht und in einer dunklen Flasche kühl aufbewahrt. Damit werden die Wunden bei Bedarf mehrmals täglich bestrichen. Wenn man diese Flüssigkeit noch zur Hälfte mit starkem Alkohol wie Wodka oder Korn vermischt, so erhält man eine lang haltbare Tinktur. Durch den Gehalt an Bitterstoffen regt die Gundelrebe auch die Verdauung an und stärkt die Leber und das Herz. Seine Gerbstoffe heilen, festigen und trocknen wässriges, wundes, schlecht heilendes Gewebe, was auch bei leichten Durchfällen von Nutzen ist. Ein Gundermanntee wirkt sich sehr positiv bei Problemen mit dem Zahnfleisch und der Mundschleimhaut aus. Diesen Tee sollte man aber wegen der ätherischen Öle, die sehr stark flüchtig sind, stets abgedeckt ziehen lassen. Hier noch ein allgemeiner Tipp: wenn Sie ätherische Öle in warmes Wasser für Fuß- oder Wannenbäder geben wollen, schütten Sie das abgemessene Öl erst unter der Wasseroberfläche aus - wegen der Flüchtigkeit. Unsere Umwelt ist sehr mit Schwermetallen belastet, die wir fast zwangsläufig über die Nahrung in uns aufnehmen, aber hier kann uns der Gundermann ebenfalls helfen indem er diese Gifte bindet, aus dem Körper schwemmt und gleichzeitig die Haut klärt. Ebenso verfährt er mit Pestiziden.

 

Räuchern

 

Wenn im Frühling die Lebenskräfte von Mutter Erde wieder erwachen ist der Gundermann eine gute Wahl für eine Räucherung. Er ist hilfreich um uns wieder mit den aufstrebenden Kräften zu verbinden und die Dämonen des Winters zu vertreiben. Der Gundermann trägt die Leben spendenden Energien von Licht und Wärme in sich und vermag so erstarrte Strukturen zu lösen. Auch hilft er uns unsere Aufgabe in Liebe und Versöhnung anzunehmen. Man kann ihn aber auch sehr gut für eine Schutzräucherung verwenden, ebenso wie zur Steigerung der Hellsichtigkeit und zum Empfangen von Antworten und Visionen.

 

Verwendung in der Küche

 

Der Gundermann ist durch seinen äußerst aromatischen Geschmack vielfältig bei der Zubereitung der unterschiedlichsten Speisen verwendbar. Eben wegen seines kräftigen Aromas sollte man bei der Mischung aus verschiedenen Kräutern darauf achten, dass man nicht zuviel von ihm beimengt, da er sonst alles andere dominiert. Er eignet sich aber sowohl für Herzhaftes als auch für Süßspeisen. Auch Hildegard von Bingen hat schon die Kartoffelsuppe oder eine Dinkelgrießsuppe damit gewürzt, wobei man die frischen Kräuter erst zum Ende beifügt. Wir verwenden den Gundermann für Kräuterbrote oder –brötchen, für Pfannkuchen und natürlich für einen leckeren Kräutersalat. Bei einem Rundgang durch den Garten wird die Schüssel mit den unterschiedlichsten Kräutern gefüllt und mit einem Dressing aus den verschiedenen, selbst gemachten Ölen und Essigen wie z.B. aus Minze, Basilikum, Dill, Holunder oder Rose angemacht. Auch in unserem abendlichen Kräutertee findet sich der Gundermann oft wieder.

 

Selbst hergestellte Kräuterlimonaden sind eine gesunde Alternativen zu den zuckersüßen Chemiecocktails aus dem Supermarkt. Hierfür lässt man ein Sträußchen Kräuter über Nacht in Wasser oder auch Apfelsaft zugedeckt ziehen und seiht alles am folgenden Tag ab. Je nach Geschmack kann man nun noch etwas Honig und einen Spritzer Zitronensaft hinzufügen. Dieses leckere, aromatische Getränk, das sich mit den verschiedensten Kräutern variieren lässt, schmeckt gerade an heißen Sommertagen auch den Kleinsten unter uns recht gut.

 

Den Schleckermäulchen unter uns ist unbedingt eine Kräutertorte mit Gundermann zu empfehlen.

Zutaten: 200 gr. Butterkekse – 100 gr. Butter – 50 gr. Gundermann, Blätter und Blüten, 200g Frischkäse- 200 gr. Schlagsahne – 200 gr. Joghurt – 125gr. Zucker - ½ Stange Vanillemark– 100 ml Milch – 6 EL Zitronensaft – 6 Blatt Bio- Gelatine oder entsprechend Agar- Agar

 

Die Kekse werden zerbröselt und mit der Butter zu einem Teig verknetet. Diesen streicht man schön glatt und gleichmäßig auf den Boden einer Springform, wozu sich ein Esslöffel wohl am Besten eignet. Während wir nun die übrigen Zutaten verarbeiten stellen wir die Springform in den Kühlschrank. Die Gelatine wird in etwas kaltem Wasser eingeweicht und dann in der lauwarmen Milch aufgelöst. Nun verrührt man den Frischkäse, Joghurt, Zucker, die gehackten Kräuter (die Blüten bleiben ganz), Zitronensaft und die Milch. Unter diese Masse wird die geschlagene Sahne gehoben und anschließend auf den vorbereiteten Boden gegossen. Die Torte benötigt nun etwa drei bis vier Stunden im Kühlschrank um schnittfest zu werden. Zum Schluss ist noch einmal Ihre Phantasie gefragt wenn Sie die Torte mit einigen Blättern und Blüten dekorieren. Dieses Rezept habe ich vor Jahren mal im Internet gefunden, ich weiß aber nicht mehr wo. Man möge mir bitte verzeihen. Ich habe es aber auch schon mit Minze, Basilikum oder Thymian zubereitet.

 

Tipp: Die Blüten werden separat in Schälchen gezupft, da sie nicht mit den Blättern gehackt werden, sondern natürlich ganz unter die Masse gerührt werden. Das schmeckt nicht nur hervorragend, sondern es sieht ebenso aus. Zuletzt wird die Torte mit kleinen Zweigen und Blüten dekoriert. Für 50 gr. Gundermannblätter benötigen Sie etwa 100 gr. Gundermann

Auch die Eisnaschkatzen werden mit diesem leckeren Kraut vorzüglich bedient. Für ein Gundermanneis benötigen Sie:

 

1 Eigelb, 70 gr. feinen Zucker, 150 ml. Milch, 50 gr. Créme fraîche, 200 ml. Schlagsahne, ¼ TL gemahlene Vanille oder das Mark einer ½ Schote, etwas Zitronensaft und ca. 40 gr. Fein gehackte, frische Gundermannblätter und -blüten.

 

Schlagen sie das Eigelb mit dem Zucker schaumig. Fügen Sie nach und nach die Milch, Créme fraîche und die Gewürze zu und geben Sie den gehackten Gundermann mitsamt den Blüten dazu. Zum Schluß wird die nicht ganz steif geschlagene Sahne untergehoben und alles in die Eismaschine gefüllt. Wer diese nicht besitzt kann die Masse in einer Dose auch so im Eisschrank gefrieren lassen, muss sie dann allerdings öfter einmal durchrühren.

 

Zum Ende hin noch ein kleiner Tipp, der sich wieder auf das Herzhafte bezieht. Wer gerne Fisch isst, z.B. Forelle, der sollte auch einmal eine Kräuterfüllung ausprobieren, in der sich unter anderem der Gundermann befindet. Viel Spaß beim Ausprobieren.

Gundermann
(c) Ulrike Beschow Gundermann

 

Wenn die Menschen das Unkraut nicht nur ausreißen, sondern einfach aufessen würden, wären sie es nicht nur los, sondern würden auch noch gesund.“

 

Zitat von Kräuterpfarrer Johann Künzle

 

Kommentare: 2
  • #2

    Gudrun (Montag, 17 Mai 2021 20:15)

    Auch ich bin ein großer Fan von Ulrike, denn nicht nur, dass sie wunderschön malen kann, man erfährt auch alles wissenswertes über das jeweilige Kraut

  • #1

    Eva Schmelzer (Samstag, 15 Mai 2021 17:52)

    Ich habe eine Freundin, die mit Nachnamen Gunderman (mit einem „n“ am Ende) heißt, allerdings ist sie Holländerin und wusste nicht, dass ihr Name womöglich mit dieser Pflanze in Verbindung steht. Wie hat sie sich mit mir gefreut, Ulrike Beschows Geschichte zu lesen, die absolut nichts auslässt, was man darüber wissen möchte. Ich selbst habe jetzt mal erst so richtig realisiert, wie lieb einen eine Blüte anlächelt, schaut man sie sich ganz genau an. Herzlichen Dank!