Der Steigerwald
Text und Foto: Gudrun Kaspareit
28.08.2015

Jahrelang haben Naturschützer dafür gekämpft, den Steigerwald zum Nationalpark zu erklären und ihn damit unter Schutz zu stellen. Rotbuchenwälder gibt es nur in Europa. 25 Prozent des ursprünglichen Verbreitungsgebietes liegen in Deutschland. Daher hat das Flächenland Bayern eine weltweite Verantwortung, dieses Ökosystem zu erhalten.
Vom ursprünglichen Anteil der Buchen in unseren Wäldern ist heute kaum mehr etwas übrig. Nur noch sieben Prozent der Waldfläche in Bayern bestehen aus der ökologisch wichtigen Baumart Buche. Die aktuelle Fläche alter Buchen mit einem Alter von über 140 Jahren umfasst lediglich noch 0,9 Prozent des gesamten Waldes.
Schon 2008 standen sich Nationalparkgegner und Befürworter unversöhnlich gegenüber. 2014 wurde ein fast 800 Hektar großes Naturschutzgebiet bei Ebrach von dem Bamberger CSU-Landrat Günther Denzler, der sich sehr für den Schutz des Steigerwaldes stark gemacht hatte, ausgewiesen. Es sollte die Grundlage für einen Nationalpark bilden. Doch der Landtag von Oberfranken hat extra das Naturschutzgesetz geändert um die Schaffung des Naturschutzgebietes rückgängig zu machen. Dagegen wiederum wollen Naturschutzverbände klagen. Die Waldbauern kämpften gegen die Pläne, den Steigerwald zum Nationalpark zu machen und wissen den Innenstaatssekretär von Unterfranken auf ihrer Seite. Sie befürchten Umsatzeinbußen. Um den Steigerwald streiten sich nun Waldbauern, Umweltschützer, Staatsregierung und Opposition, Landtags SPD und die Bezirksregierung Oberfranken.
Doch nun ist es die beschlossene Sache von Ministerpräsident Horst Seehofer, Umweltministerin Ulrike Scharf, Agrarminister Helmut Brunner und den drei Landräten der Fränkischen Region, Johann Kalb, Florian Töpper und Wilhelm Schneider, dass es im Fränkischen keinen Nationalpark geben wird. Außerdem wird der Schutzstatus des Naturschutzgebietes „Der Hohe Buchene Wald" aufgehoben. Ein trauriger Tag und ein herber Rückschlag für alle, die seit Jahren so sehr um den Steigerwald gekämpft haben. Dennoch will man sich bemühen, die Anerkennung als UNESCO Weltnaturerbe, für den Steigerwald zu bekommen. Horst Seehofer wollte den heftigen Streit um den Steigerwald beenden, doch er hat ausschließlich den Nationalpark Gegnern, Innenstaatssekretär Gerhard Eck und dem Verein "Unser Steigerwald", den Rücken gestärkt, die jeden Versuch, den Naturschutz zu verbessern ablehnen. Die Nationalpark Befürworter sind tief enttäuscht und drohen mit Klage bis zum obersten Gerichtshof, sollte Seehofer seinen Beschluss wahr machen und nicht wenigstens ein anderes, größeres Waldstück als Schutzgebiet ausweisen. Ansonsten bliebe nicht mehr viel übrig, womit man sich um den Welterbe Titel bewerben könnte.
Das neue Konzept für das Gebiet „Hoher Buchener Wald“ ist enttäuschend und eine massive Verschlechterung. Es soll ein sog. Trittstein-Konzept eingeführt werden. Das heißt kleinste Waldinselchen, die Trittsteine, sollen unter Schutz gestellt werden, um den Tieren Rückzugsgebiete zu geben, ansonsten soll der Wald ganz normal bewirtschaftet werden. So bleibt von dem Schutzgebiet von ursprünglich 775 Hektar gerade noch 135 Hektar übrig. Es ist geradezu lächerlich sich damit um den Status des UNESCO Weltnaturerbe zu bewerben.
Die Dummheit der Menschen, die den Ast absägen auf dem sie sitzen, ist an sich schon unglaublich genug, aber ich bin geradezu fassungslos, dass diese sich auch immer wieder, selbst gegen größte Widerstände, durchsetzten und behaupten.
Eva Schmelzer (Mittwoch, 02 September 2015 12:52)
Hab ich das richtig verstanden, dass der Verein "Unser Steigerwald" ein entschiedener Gegner eines Nationalparks und vehement gegen ein Schutzgebiet ist? Der Name suggert doch eigentlich das Gegenteil, nämlich Liebe und Engagement für den Erhalt! Ich habe allerdings vor kurzem gehört, dass die Bayerischen Staatsforsten in nächster Zeit keine Baumfällungen in einem ehemaligen Schutzgebiet im Steigerwald planen. Ich wünsche mir – so wie alle Naturwelt-Leser -, dass die Naturfreunde siegreich aus diesem schon seit Jahren dauernden traurigen Streit hervorgehen. Und Herrn Seehofer und Konsorten rufe ich ein lautes „Pfui Teufel“ zu!