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Unter dieser Rubrik möchte ich künftig Produkte vorstellen, die sich durch besondere Nachhaltigkeit auszeichnen.

Ressourcen schonen, die Natur entlasten, Chancengleichheit fördern, das alles kann die Menstruationstasse Ruby Cup

Ihr wollt endlich ernst machen mit dem nachhaltigen Lebensstiel? Kein Plastik mehr, keine Naturzerstörung? Dann gibt es hier neue Produkte, welche Ihr auf Eure Liste setzen könnt.

Tropical Freaks

Die Kaffee-TrinkerInnen entscheiden darüber, ob die 100.000 km² Kaffee-Anbaufläche ein naturnaher Lebensraum für Kolibris und viele andere Tiere ist -- oder Monokultur, die ohne Rücksicht auf die Umwelt billigen Kaffee produziert.

Kanwan

Biogasanlagen und Gülle

Text und Foto: Gudrun Kaspareit

20.08. 2015

Biogasanlage mit Maisfeld
Biogasanlage mit Maisfeld

Zunächst dachte ich ja, Biogasanlagen sind perfekt. Die Überschussgülle verschwindet und zwar nicht im Grundwasser, sondern in einer Biogasanlage und produziert auch noch umweltfreundliche Energie. Die viele Gülle war ja immer ein Problem, es gab einfach zuviel und keiner wusste wohin damit. Sie verseuchte Meere, Seen und Grundwasser und sorgte für erhöhte Nitratwerte. Ähnlich wie ich dachten Viele und die Biogas-Anlagen boomten, zumal sie durch das „Erneuerbare-Energien Gesetz“ (EEG) sehr attraktiv wurden. Doch so nach und nach wurden die Schattenseiten sichtbar. Nur Gülle reichte den Betreibern der Anlage nicht mehr, um ständig weiter produzieren zu können, brauchte man mehr organische Stoffe und man ging dazu über, extra Mais anzubauen, um die Anlagen zu befüllen. Inzwischen wird in Deutschland auf mehr als 530000 ha. Fläche Mais angebaut. Nicht zum Verzehr, sondern allein um die Biogasanlagen zu füttern. Angesichts des Welthungers ein unfassbarer Frevel. Außerdem geht der extremer Artenschwund auf das Konto der Vermeisung der Landschaft.

Und natürlich kam es auch zu Unfällen. Saurer Gärsaft war aus einer hiesigen Biogasanklage in ein Bächlein ausgelaufen, die Kremper Au und hatte dort 10 Jahre Umweltschutzarbeit in wenigen Stunden zunichte gemacht. Sämtliche Mikroben, Süßwasserorganismen, sowie Fischlarven in der Kremper Au sind abgetötet worden. Auch andernorts gab es tote Gewässer rund um Biogasanlagen. Ein Naturliebhaber wollte die Wanderung von Stichlingen in einem Bach filmen und fand nur noch eine braune, übel riechende, tote Flüssigkeit vor. Wasserproben ergaben erhöhte Werte von Essigsäure (320 mg/l.) und Ammonium (132mg/l.), was auf den Gärsaft der in der Nähe befindlichen Biogasanlage hindeutete. Wasserschutzbehörden sind in der Regel überfordert und handeln erst, wenn der Schaden schon eingetreten ist und ihn jemand angezeigt hat. Stichproben und Kontrollen finden kaum statt.

Eine andere Umweltsünde fand auf einer Grünfläche in den Orten Benthin und Drönnewitz im Biosphärenreservat Schaalsee (Ostholstein) statt. Dort wurden weit verstreute, Cent Stück große Plastikpartikel gefunden, die offenbar mit dem Dünger ausgebracht worden waren. Es handelte sich um die Reste von Verpackungsmüll. Die Besitzer der Grünflächen sind entsetzt, denn hier sollen Rinder weiden. Die Landwirte hatten Gärsubstrate aus einer Biogasanlage mitlandwirtschaftlichem Substrat (Gülle und Mais) bestellt, bekommen hatten sie aber Gärsubstrat aus einer Anlage, die auch Lebensmittel vergärt. Diese hatte ganz offensichtlich die Lebensmittel nicht sachgerecht von ihrer Verpackung getrennt. Auf der Suche nach den Verursachern, wurde die Schuld natürlich von einem auf den andern geschoben und niemand will wirklich etwas gewusst haben. Der Betreiber habe sich auf seinen Zulieferer verlassen, der wiederrum auf seinen Lieferanten u.s.w. Am Ende stellte sich aber heraus, das dieses Problem schon seit 1 1/2 Jahren bekannt ist.

In die Else ( Nordrhein Westfalen), zwischen Voilenbach und Bünde, ist aus einer Biogasanlage Gülle ausgelaufen. Angler haben schon 800 Kilo tote Fische aus dem Fluss geborgen. Möglicherweise ist der gesamte Fischbestand in der Else gefährdet. Wegen dem hohen Nährstoffeintrag der Gülle in den Fluss, explodiert das Algenwachstum, entzieht dem Gewässer den Sauerstoff und Kiemenatmer ersticken.

Rund 2 Millionen Liter Gülle sind aus einer Biogasanlage im Kreis Segeberg (Ostholstein) ausgertreten. Wo eigentlich Fische sein sollten, ist alles tot. Ein Ventil der Anlage war defekt und der Schutzwall rund um die Anlage hatte ein Loch, so konnte die Gülle in das Gewässer gelangen.


Dies sind nur einige wenige Beispiele eines leider verbreiteten Problems mit den Biogasanlagen. Mein Freund, Hans Dieter Wiesemann kann ein weiteres anfügen:

„Sehr, sehr bedauerlich! Leider kein Einzelfall. Im Mai ist bei Melle, Landkreis Osnabrück, NS eine Biogasanlage übergelaufen und hat ein riesiges Fisch- und sonstiges Sterben in zwei Flüsschen auch über die Landesgrenze nach NRW verursacht. In NRW wurden die Behörden nicht über die Gefahr informiert, die durch Sperrung renaturierter Altarme der Else im NSG hätte deutlich verringert werden können. Offenbar gibt es bei der zuständigen Behörde in NS kein funktionierendes Telefon, oder was?!“ (Hans Dieter Wiesemann)


So muss man sich unter dem Strich fragen, haben diese Anlagen das Kürzel Bio verdient? Bio insofern, als sie organische Stoffe verarbeiten, aber definitiv nicht Bio, wenn man sich die Qualität der Produktion des Stromes anschaut. Sehr laxe Handhabung der Sicherheitsstandards, dazu die menschen. - und umweltverachtende Praktik, extra Lebensmittel anzubauen, die dann für die Energiegewinnung vergoren werden. Ich bin sehr für alternative, saubere, erneuerbare Energiegewinnung, aber man muss schon so ehrlich sein und umkehren, wenn man erkannt hat, dass man sich auf einem sog. Holzweg befindet und nicht stur daran festhalten.

Kommentare: 1
  • #1

    Eva Schmelzer (Mittwoch, 02 September 2015 13:04)

    Seit vielen Jahren schon wird die Kritik an diesen „Bio“-Gasanlagen immer größer, immer mehr Nachteiliges steht auf dieser Liste. Die, die das nicht weiter interessiert, dass dadurch Naturzerstörungen stattfinden sollten bedenken, dass durch diese Anlagen auch die Lebensmittelpreise ansteigen, wegen des deutlichen Anstiegs der Pachtpreise für landwirtschaftliche Flächen, das ist ein hoher Kostenfaktor für die Bauern.
    Schon seit geraumer Zeit ist der Begriff „Bio“ zum Teil zu einem Etikett verkommen, das nicht das hält, was es verspricht. Eines der krassesten Beispiele ist wohl der Biosprit!