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Unter dieser Rubrik möchte ich künftig Produkte vorstellen, die sich durch besondere Nachhaltigkeit auszeichnen.

Ressourcen schonen, die Natur entlasten, Chancengleichheit fördern, das alles kann die Menstruationstasse Ruby Cup

Ihr wollt endlich ernst machen mit dem nachhaltigen Lebensstiel? Kein Plastik mehr, keine Naturzerstörung? Dann gibt es hier neue Produkte, welche Ihr auf Eure Liste setzen könnt.

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Kanwan

Minsmere

Text und Scherenschnitte: Erika Bulow-Osborne

Scherenschnitt Gänse
(c) Erika Bulow-Osborne Gänse

Minsmere ist das artenreichste Vogelschutzgebiet im Vereinigten Koenigreich. Die Vielzahl der Tiere und Voegel ist aussergewoehnlich hoch, vielleicht wegen der Naehe zum Kontinent.

Bitterns = Rohrdommels und Avocets = Saebelschnaebler gehoeren zu den beliebtesten Voegeln. Ueberall laufen ''Twitschers”, Vogelbeobachter mit professioneller Photoausruestung und Stativen herum. Die Huetten haben fensterlose tiefe Schaechte und lange Baenke, die sich hervorragend anbieten fuer langzeitige Beobachtung und man ist geschuetzt vor Regen und Wind. Fuer die Voegel sind diese Huetten nur Teil der Landschaft. Sie fuehlen sich nicht beobachtet.

Mich begeistern vor allen die Kliffs der Sand Martins = Uferschwalben. Sie warten bis zum Sonnenaufgang, um sich an den Fliegen zu erlaben. Auf dem Hauptweg zur Nordsee kommt man an Vogel-Skulpturen aus Zweigen und Moos vorbei, als sehr gute Anregung fuer die Kinder. Minsmere besteht aus Strand, Kliff, Reetfeldern Heide und Baeumen.

Minsmere geht zurueck auf ein kleines Ferienhaus, welches 1859 den Urgrosseltern von Mrs. Elsbeth Gimson, geborener Ogilvie bei Sizewell gehoerte. Sie konnten es zu einer grossen Farm von mehr als 6000 Hektar Land erweitern, es umfasste das Kuestengebiet von Thorpeness bis zur Dunwicher Heide.

Von 1926 bis 1961 wurde es von Colonel Sholto Ogilvie, Elsbeths Vater verwaltet.

Noch vor dem 2.Weltkrieg spielte man mit der Idee, diese Flaeche zu einem Vogelschutzgebiet

zu machen. Ogilvie und sein Ornithologe-Freund Geoffrey Dent als RSPB Council Mitglied waren sehr begeistert davon.

Der Krieg brachte alles zum Stocken. Das Kriegsministerium zog in das große Haus, viel Schaden entstand, Eichen-Baeume wurden Zielscheibe vieler Schiessuebungen, das Land vermint. Salzwasser der Nordsee ließ man als Verteidigunsmanoever das Land ueberschwemmen, um es unbrauchbar fuer Farming zu machen.

1940 sollte die Kueste uneinnehmbar fuer deutsche Tanks werden. Am Strand entstanden sogenannte 'Dragons' Teeth' und und in den Duenen gab es eine lange Schlange von Anti-Tank- Bloecken, die heute noch die Duenen 'verschandeln.'

Die deutsche Invasion fand nie statt, nur die Drachenzaehne verschwanden vom Strand.

1946 wurde ein Anwalt fuer weitere Planung hinzugezogen und endlich am 25. April 1947 konnte das Einverstaendnis der Besitzer und des RSPB fuer ein Bird Reserve unterschrieben werden.

Kriegsereignisse verhalfen Minsmere zu seinem 'Logo-Vogel' : Avocets = Saebelschnaebler. Vier Brut-Paare flogen von Holland herueber und besiedelten das Gebiet. Die Landschaft ist ueberschwemmt, sumpfig mit viel Reetfeldern und Baumbestand. Viele kleine Inseln wurden geschaffen um die Seen noch attraktiver zu gestalten. Viele Besucher aus Europa fallen ein zur Freude der Ornithologen.

Die ersten Vogelfreunde waren Amateure, Vogelschuetzer und Jaeger: von Ratten. Solche Verbindung waere heute erstaunlich, aber auch Eiersammler waren eine große Gefahr. Ein Bericht erzaehlt von Mr Warler, dem es gelang, gerade kurz vor dem Schluepfen Avocet Eier einzusammeln, bevor ein bewaffneter Eierdieb zulangen konnte. Eine Verfolgungsjagd fand statt, doch der ortskundige Mr Warler konnte den Eierdieb irrefuehren. Es gelang ihm , im Dauerlauf die geretteten Eier zurueckzutragen zum Nest und die Avocets konnten bald das Zirpen ihrer Jungen hoeren. Wie gefaehrlich es gewesen war, die Nester der Avocets zu bewachen, wurde leider klar als eine Explosion ertoente. Polizei fand am naechsten Tag die Ueberreste des Eierdiebes.. Rund um die Uhr wurden die Nester bewacht und Captain Stuart Ogilvie war fuehrend dabei.

Der beruehmte und sehr beliebte Deutsche, Ludwig Koch, welcher als erster Vogelstimmen aufnahm und am Radio erlaeuterte, kam 1950 nach Minsmere, um eine Water Rail = Wasser Ralle zu hoeren. Hunderte Meter von Kabeln mussten verlegt werden, das Mikrophone stand im Reetbett.. Selbst lose Steine konnten eine Aufnahme verderben, denn es gab noch keine parabolischen Reflektoren. Ludwig Koch wollte den zwei Assistenten ein Signal geben, wann sie verschwinden koennten, aber die Wasserralle fing zu rufen an und Ludwig wurde so aufgeregt, dass er vergass, den Beiden das Signal zu geben. So kam es zu einer Aufnahme ihrer Stiefel und Gespraeche, welche fuer Ludwig Koch so laut wie Maschinengewehrknallerei erscholl. Schließlich stand Koch auf, gestikulierte und schrie in gebrochenem Englisch:”Why do zey not shut up ven zer water rail she is sinking?!”

Es gab ein Grossfeuer am 27. Mai 1956, welches angefacht von staendigem Wind drei Tage und Naechte raste und 200 Acres verbrannte.

Am 3.September1965 brachte ein immenses Tiefdruckgebiet totale Ueberflutung in Minsmere. Der Wind drehte und ploetzlich kamen tausende von Voegeln. Eric Hosking berichtet darueber sehr detailliert in seinem Buch “An Eye for a Bird”

Eric Hosking and Frank W. Lane 1970 Hutchinson &Co”An Eye for a Bird “

ISBN 0 09 104460X

Heute ist 'Minsmere' ein beliebter Ausflug ganzer Familien. Kinder sind schnell zu begeistern, denn neben den Voegeln gibt es viele andere Tierarten zu sehen.

Die historischen Angaben stammen aus dem 'Minsmere Scrapbook'=Minsmere Sammelalbum.

Das Video, Mai 2012 in Minsmere,  zeigt sehr schoene Aufnahmen eines Fasanen-Paares. Man kann in Ruhe betrachten, wie vorsichtig der Hahn sich naehert, wie langsam er die Henne umschreitet und vor ihr vorbeigeht, damit sie ihn bewundern kann. Naechtliche Aufnahmen der Fledermaeuse und dann wiegt sich ein Steinschmaetzer auf einem Zweig im Wind. Ein Blut-Haenfling singt seine Morgenweise. Muntjak ist auf Nahrugssuche. Kleine Waldbaumlaeuferjunge versuchen ihren ersten Ausflug und gewinnen Eines nach dem Anderen, an Sicherheit. Die junge Elster wartet vergeblich auf Twitchers oder ganze Familien, die Picknick machen koennten. Eine Fasanenhenne ist wohl gesaettigt, sie uebersieht die Ameise und putzt ihr Gefieder. Wildes Treiben herrscht am Kliff der Uferschwalben Es ist schwierig fuer alle Sand Martins, eine Hoehle zu finden. Sie fliegen aufgeregt um die Elster, die versucht, Nahrung zu erhaschen. Das Rotwild ist umgeben von vielseitigem Tierleben. Lachmoewen bauen ihr Nest, egal,was das Wetter macht. Die Seen erlauben es den Twitchers, durch geoeffnete Schaechte in den Huetten zu filmen. Man hoert im Hintergrund ihre gedaempften Stimmen. Eine Turteltaube sitzt auf dem abgestorbenen Baum, im Hintergrund schmettert ein Buchfink.

Ich bin begeistert von diesem Video und moechte herzlich dem Film-Photographen Dank sagen.   

Kommentare: 2
  • #2

    Erika Bulow-Osborne (Samstag, 07 September 2013 17:20)

    Die grosse Sammlung an Voegeln im Ipswich Museum
    1901 wurde im 1. Stock des Museums der grosse Westfluegel nur fuer Voegel reserviert. Seit 1884 hatte man eine Sammlung von N.F.Hele erhalten, der 1870 Beobachtungen ueber Voegel als 'Notes or jottings about Aldeburgh'veroeffentlicht hatte.
    1903 wurde ein sehr eindrucksvolles Diorama von Lord John Harvey gestiftet, nachdem Chairman und Curator Frank Woolnough und Mr. Edward Packard an den Firth of Forth in Scotland gereist waren, um Aufnahmen zu machen und Skizzen zu erstellen. Mehr als zwei Tonnen Paris Plaster wurden benutzt, um den Bass Rock Felsen naturgetreu darzustellen. Das Ergebnis ist immer noch beeindruckend!
    Die groesste Sammlung aber stammte von Fergus Mentieth Ogilvie, diese beste UK Sammlung ist seit 1918-1919 im Besitz des Museums. Zwei Veroeffentlichungen ueber diese beruehmte Sammlung erschienen 1931”Guide to the Ogilvie Collection” laengst out of print und 1989 von Christopher C. Frost “The Ogilvie Collection” a memorial to the work of Gunn and Ogilvie.

  • #1

    Gudrun Kaspareit (Freitag, 06 September 2013 10:46)

    Liebe Erika,
    dieser Bericht über Minsmere ist sehr lebendig und spannend geschrieben. Man bekommt einen guten Eindruck mit wie viel Engagement, Beharrlichkeit und Liebe für dieses Vogelschutzgebiet gerungen wurde.
    Und man bekommt sofort Lust, selber einmal dort hinzufahren. Herzlichen Dank dafür!
    Liebe Grüße Gudrun